Der Durchbruch in der Aufarbeitung der Bamberger Hexenverfolgung ist geschafft - hier nun die ersten - fast noch geheimen - Details, was die Stadt Bamberg in den Jahren bis 2016 auf die Beine stellen wird, um eine der größten Mordserien des Mittelalters standesgemäß und wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Fest steht: es wurde von Seiten des Kulturamts anerkannt, dass es bei Vergangenheitsbewältigung Bambergs gravierende Lücken gibt, die nur mit wissenschaftlicher Akribie in ca 7 Jahren abgearbeitet werden können, um dann eben im Jahr 2016 eine Ausstellung über die Bamberger Inquisitionsgeschichte auszurichten - diese Aussage gibt es schriftlich.
Jetzt wird sich mancher Bamberger Bürger fragen, aus welchem Grunde für diesen Plan ganze 8 (acht) Jahre benötigt werden, doch dieser BLOG bringt den ganzen Plan ans Licht der Öffentlichkeit.
Die geplanten Maßnahmen mögen auf den ersten Blick vielleicht etwas radikal erscheinen, doch das "heikle Thema" und über 1000 unschuldigen Folteropfer fordern ihren Tribut. Man kann diese vergessenen Morde nicht mit ein paar Akten an einer weissen Wand ehren - man muß die Atmosphäre der damaligen Zeit und die damit verbundenen Zustände "erlebbar machen", weshalb man sich seitens der Stadt erfreulicherweise dafür entschieden hat, dieses Thema mit allen zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Forschungsmaßnahmen zu erforschen um dann eine einmalige Installation zu errichten.
Der Plan
Schritt 1: es werden Verhandlungen geführt mit den Besitzern der Anwesen Franz Ludwig Strasse 7 und den beiden umliegenden Häusern.
Die Besitzer müssen ihre Häuser an die Stadt verkaufen, da diese Gebäude im Rahmen archäologischer Ausgrabungen schon im Jahr 2009 abgerissen werden.
Es gibt verschiedene wissenschaftliche Methoden, die bei der Erforschung des Terrains zum Einsatz kommen: Magnetresonanzverfahren, Boden- bzw. Erdverdichtungsanalsen, Genanalysen von Bodenablagerungen etc. die nach ihrer Auswertung eine millimetergenaue Lokalisierung aller Gebäudeteile des Malefizhauses erlauben.
Schritt 2: da die Sandsteine des Malefizhauses nach dessen Abriss im Jahr 1635 im nahe liegenden Jesuitenkloster verbaut worden sind, hat sich die Stadt Bamberg schweren Herzens dazu durchgerungen, auch dieses Kloster, Stein für Stein abzutragen, um die entsprechenden Sandsteine nach Spuren der Opfer und Einritzungen zu untersuchen. Nach Auswertung aller forensischen Untersuchungen kann das Kloster im jetzigen Originalzustand wieder aufgebaut werden. Einzelne aussagekräftige Steinfunde werden durch anzufertigende Replikas ersetzt.
Dieser Projektteil ist konzipiert für die Jahre 2012 bis 2014.
Diese Maßnahmen werden sicherlich für einige Behinderungen im Strassenverkehr nach sich ziehen, doch jeder Bamberger Bürger, der wirklich an der wahren Geschichte unserer Heimatstadt interessiert ist, wird die entstehenden Unannehmlichkeiten mit Sicherheit ohne Murren ertragen - es geht schließlich um unser gemeinsames Welterbe und damit um unsere Geschichte.
Schritt 3: Der Brief von Johannes Junius wird beim UNESCO - Memory of the World-Register zur Aufnahme in die Liste vorgeschlagen.
Schritt 4: Auch das Malefiz-Haus wird im Programm „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ bei der UNESCO als weltweit einmaliges Folter-und Isolationsgefängnis eingereicht - nur noch einmal zu Erinnerung: es gab nirgendwo auf der Welt ein vergleichbares Gebäude.
Schritt 5: Um den Opfern nach mehr als 300 Jahren endlich ein standesgemäßes Mahnmal zu widmen, standen in den letzten Wochen verschiedene Modelle zur Auswahl: Die Vorschläge der Stadt Bamberg waren zuerst mehr als frugal: es wurden die "VILLA DESSAUER" und der "Keller des historischen Museums" als Standort für die Ausstellung ins Spiel gebracht, was angesichts der heiklen Thematik einfach nicht in Frage kommt.
Unser Vorschlag eine begehbare Installation in Form einer Zeltkonstruktion auf dem Maxplatz zu errichten, war zumindest in der richtigen Größenordnung - trotzdem in Wirklichkeit eine aus der Not geborene Lösung, da diese Installation ja lediglich auf 2 Monate ausgelegt war.
Fazit: Um den Opfern eine wahrhaft ehrwürdige und langfristige Referenz zu erweisen hat die Stadt Bamberg ein wirklich sensationelles Konzept entwickelt, dass bei genauer Betrachtung die einzige würdige Realisation wiedergibt.
Die angesprochenen Gebäude in der Franz-Ludwig-Strasse werden deshalb nach Beendigung der Ausgrabungen nicht wieder aufgebaut.
An ihrer Stelle wird in den Jahren 2014-2016 ein maßstabsgetreuer Nachbau des MALEFIZ HAUSES entstehen, der dem Original in allen Details nachempfunden ist - inklusive Folterhaus und Teilen der alten Stadtmauer.
Beschreibungen und dem Kupferstich von Matthäus Merian zu Folge, war das MALEFIZ HAUS ein prunkvolles Gebäude. Somit wird der Nachbau eine deutliche Aufwertung der ungeliebten Promenade sein - und ein einmaliger Tourismus-Magnet, der die entstehenden Kosten langfristig mehr als einspielen wird - als eigenständiges Museum über die katholische Inquisitionsfolter und die Hexenverfolgung.
Das läßt den Verlust der jetzigen Häuser an dieser Stelle geradezu marginal erscheinen. Dieses Projekt wird die Stadt Bamberg auch medientechnisch weit nach Vorne bringen, denn nur durch diese umsichtige langfristige Planung kann das hehre Ziel einer adequaten Vergangenheitsbewältigung auch wirklich nachvollziehbar umgesetzt werden.
Alles andere wäre eine nicht zu verantwortende Flickschusterei - ein Frevel an der Geschichte - eine Geringschätzung der Wahrheit und somit inakzeptabel.
Die Bevölkerung hat schließlich lange genug auf eine verantwortungsvolle Aufarbeitung dieser mörderischen Geschichte warten müssen.
Um das MALEFIZ-HAUS jetzt schon an seinem zukünftigen Originalschauplatz zu begutachten, wurde ein virtueller Nachbau dieses Gebäudes bei GOOGLE EARTH eingestellt - bitte klicken Sie auf den nachfolgenden LINK um das KMZ-File direkt bei der GOOGLE EARTH-Community herunter zu laden.
http://bbs.keyhole.com/ubb/showflat.php/Cat/0/Number/993470/an/0/page/0/gonew/1#UNREAD
Dann einfach Doppelklicken auf das KMZ-File auf dem Schreibtisch Ihres Computers und schon fliegen Sie direkt in die Franz-Ludwig-Strasse 7 in Bamberg, und blicken somit nicht nur in die Vergangenheit der Jahre 1627 bis 1635, sondern gleichzeitig auch in die Zukunft einer historischen Universitätsstadt, die sich langsam aber sicher von den Fesseln einer verleugneten Vergangenheit befreit.
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Herzlichst
Ihr
R.J. Kloos
Dienstag, 1. April 2008
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