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Donnerstag, 12. Juli 2012

Keine "Reinigung des Gedächtnisses"


An Herrn Dr. Norbert Jung

Domkapitular zu Bamberg
Leiter Hauptabteilung Kunst und Kultur


Sehr geehrter Herr Dr. Jung, 

es ist schön, dass Erzbischof Dr. Ludwig Schick zuständigkeitshalber Sie beauftragt hat, Herrn Pfarrer Hegeler auf dessen Brief zu antworten. Allerdings weiß ich nicht, ob er Sie auch dazu ermutigt hat, unsere ehrenamtliche Aufklärungsinitiative in absurder Art und Weise zu diffamieren und zu diskreditieren.

Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben vom 16.April 2012, welches öffentlich im Internet zu finden ist.

Wir fühlen uns von folgender Passage angesprochen und können Ihren Wahnwitz beim besten Willen nicht unkommentiert auf uns sitzen lassen.

"Vermutlich wissen Sie aber auch - Beweise liegen mir vor -, dass manche diesbezügliche Aktionen in Wahrheit von lnteressengruppen gesteuert sind, denen es darum geht, die Kirche (übrigens nicht nur die katholische) zu schädigen, bzw. von skrupellosen Geschäftemachern, die durch blutrünstige Präsentationen im Rahmen des Massentourismus Geld machen wollen. Auch das gilt es zu bedenken, denn einem wirklichen Gedenken wäre damit nicht gedient, sondern vielmehr einer missbräuchlichen Verzweckung des Leids der Opfer Vorschub geleistet."

Die angesprochene Interessensgruppe gibt es wirklich. Nach unserem Verständnis einer modernen aufgeklärten Gesellschaft besteht diese Gemeinschaft aus den Menschen, die sich nicht vorschreiben lassen, was sie zu denken und was sie zu glauben haben. Die Zahl dieser Gruppe steigt tagtäglich. 

Der Wunsch nach ungeschminkter Vergangenheitsbewältigung existiert übrigens unabhängig von den Befindlichkeiten Ihrer oder anderer Religionsgemeinschaften.

Dass Sie es wirklich wagen, die Worte "skrupellos" und "blutrünstig" im Zusammenhang mit uns zu verwenden, hat schon beinahe pathologische Züge. Sie finden auf unseren Webseiten weder Foltergeräusche noch Todesschreie und Sie können mir glauben: Es liegt nicht daran, dass wir dazu nicht technisch in der Lage wären. 

Wir haben bewusst auf alle reißerischen Elemente verzichtet, damit uns Leute wie Sie nicht vorwerfen können, dass wir uns solcher Methoden bedienen müssten, um die Grausamkeiten Ihrer Organisation anschaulich zu dokumentieren. 

Allein die niedergeschriebenen Worte der gemarterten Opfer sind schauderhaft genug. Doch selbst wenn wir die besten Computerspezialisten der Welt verpflichten könnten, um alle existierenden technischen Möglichkeiten zur Dokumentation der damaligen Prozesse umzusetzen, so wären wir doch niemals in der Lage, den Brandgeruch und vor allem die Angst der Menschen abzubilden, die gerade in einer fürstbischöflichen Folterkammer ihre eigenen Familienmitglieder denunzieren mussten, damit die Folterknechte endlich mit ihrem furchtbaren Werk aufhörten. Die ganze Region lebte Jahre lang in einem Trauma aus Aberglauben, Verrat, Gottesfurcht und religiösem Wahnsinn, der dazu führte, dass Bamberg zu einem wahrhaftigen Vorhof der Hölle wurde. 

Ihr akademischer Stand und Ihre Position innerhalb des Erzbistums sagen einem Laien wie mir, dass Sie einer der Hüter über die kircheninternen Informationen und deren Verbreitung im Bistum sein müssen, was gleichermaßen impliziert, dass Sie persönlich sehr wohl seit Jahren ganz genau wissen, was sich innerhalb der "alten Hofhaltung" und im Malefizhaus abgespielt hat. Wer, wenn nicht Sie? 

Das Sahnehäubchen Ihrer obstrusen Anschuldigungen stellt aber der von Ihnen verwendete Begriff der "Geschäftemacherei" dar. Darf ich Sie fragen, wer Ihren, nicht gerade als frugal zu bezeichnenden, Lebensunterhalt (und den des gesamten Bistums, inklusive Erzbischof) bezahlt? So weit ich weiß, sind das die gläubigen Katholiken, die innerhalb des Erzbistums einen Teil Ihrer Lohnsteuer als Kirchensteuer abführen. Ich hoffe, ich liege nicht vollkommen daneben mit dieser Hypothese. 

Da wir ein paar Sätze vorher schon geklärt haben, dass Sie einer der absoluten Hauptverantwortlichen der jahrelangen Vertuschung sind, der sein Geld aber ohne Probleme jeden Monat von den Mitgliedern seiner Kirchenorganisation kassiert, dann ist diese Tatsache für mich nichts anderes als eine Form von niederem Betrug. Werden in der katholischen Lehre nicht die Dogmen der absoluten Wahrheit gelehrt? ("Die Wahrheit spricht meine Zunge, Unrechtes ist meinen Lippen ein Gräuel.")

Wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, wie die katholische Kirche insgesamt und speziell im Erzbistum Bamberg zu ihrem unermesslichen Reichtum gekommen ist, wird Ihre Argumentation geradezu abenteuerlich.

Im Gegensatz dazu stoßen jeden Tag mehr und mehr Menschen auf unsere Webseiten zu dem Thema und zu den assoziierten YOUTUBE-Videos, die auf dem Kanal JOHANNESJUNIUS gehostet werden. Schon bald wird dieser Bildungskanal unter dem Namen des verbrannten Bürgermeisters von Bamberg eine Million Zugriffe überschreiten - und nirgendwo finden Sie ein einziges Werbebanner, weil wir auch keine Werbebuttons auf die Website eines KZs platzieren würden. Wir verzichten damit freiwillig auf permanente Einnahmen.

Was die Herstellung dieser jahrelangen Forschungsarbeit angeht, so kann ich nur eines sagen: Ohne die Hilfe zahlreicher Freunde und interessierter Historiker und ohne große finanzielle Opfer wäre es niemals möglich gewesen, die MALEFIZ-HAUS-Website und andere Medien zu produzieren, um damit hunderttausende von interessierten Menschen umsonst zu informieren - und das sogar in einer zweiten Sprache. (Englisch)

Mein persönliches Fazit: 

Durch unsere Arbeit werden die Konsumenten, die unsere Informationsangebote nutzen, gratis über die wahre Geschichte dieser Massenmorde informiert. 

Im Gegensatz dazu werden Ihre monatlich zahlenden Gemeindemitglieder, die Sie beim Kirchgang auch noch zur Kollekte bitten, von Ihnen seit Jahrzehnten gegen besseres Wissen angelogen, bzw. um die Wahrheit betrogen. So viel zum Thema "Geschäftemacher". 

Ihre "Reinigung des Gedächtnisses" hat wirklich lange perfekt funktioniert in dieser Stadt, aber jetzt wird auch in Bamberg das fehlende Kapitel Geschichte öffentlich gemacht werden - auch wenn es noch so weh tut. 

Das können Sie jetzt nicht mehr verhindern und so sollte vielleicht auch in Ihrer Gedankenwelt Platz geschaffen werden für die Lehren der Aufklärung und die mit Ihnen direkt zusammenhängende Verantwortung gegenüber Ihrem Titel, Ihrer Funktion und Ihrer Gemeinde. 

Ralph Kloos

Autor und Produzent: 

Dienstag, 10. Juli 2012

Rehabilitierung und Aufklärung der vertuschten Massenmorde von Bamberg


Am 12 Juli 2012 ist nun endlich so weit: auch in Bamberg will sich der Kultursenat der Stadt erstmals mit dem Thema der Rehabilitierung der ermordeten Opfer der Hexenverfolgung beschäftigen. 

Nach vielen anderen Städten hat sich am 28. Juni 2012 der Rat der Stadt Köln einstimmig für eine sozialethische Rehabilitation der Opfer der Kölner Hexenprozesse ausgesprochen.

Deshalb ist es eine gute Gelegenheit diese beiden Städte zu diesem Thema zu vergleichen.

Köln war damals die grösste Stadt im heiligen römischen Reich mit ca. 40.000 Einwohnern. Die Zahl der bekannten Opfer liegt bei 38. Das bedeutet, dass jeder 1052ste Bürger dieser Stadt auf dem Scheiterhaufen sterben musste.

Im Gegensatz dazu lebten in Bamberg zur gleichen Zeit ungefähr 12.000 Menschen. Die Anzahl der Opfer dürfte bei mindestens 884 liegen - diese Zahl nehmen wir hier als Grundlage der Berechnung. Das bedeutet, das ca. jeder 13te Bürger Bambergs als Hexe oder Zauberer verbrannt wurde. 

Rein mathematisch wurden in Bamberg also etwa 81 mal so viele Menschen verbrannt, wie in Köln.

Aber anders als in Bamberg, gibt es in Köln bereits seit 1988 eine Katharina Henot Strasse und seit 1992 eine Gesamt-Schule mit dem Namen der verbrannten Postmeisterin. Am Kölner Rathausturm wurde 1988 von einer direkten Nachfahrin Katharinas Henots, der Künstlerin Marianne Lüdicke eine Skulptur ihrer Ahnin installiert. Insofern darf man davon ausgehen, dass die Geschichte der Kölner Hexenverfolgungen einer breiten Bevölkerung durchaus bekannt ist.

Das stellt sich im UNESCO-Welterbe der Stadt Bamberg ganz anders dar: bis dato gibt es keinerlei sichtbare Anzeichen, Strassennamen oder gar ein Denkmal für die Massenmorde der katholischen Inquisition. Seltsamerweise gibt es dafür eine ANNA-MARIA-JUNIUS-Strasse in der Stadt Bamberg - sie war die Tochter des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius, der am 12 August 1628 auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt wurde. Ihre späte Ehrung verdankt die ehemalige Dominikanernonne einer Klosterchronik in der sie vor allem die Folgen des 30-jährigen Krieges beschreibt. Den Doppelmord an ihren Eltern, die beide gefoltert und lebendig verbrannt wurden, erwähnt sie dagegen mit keinem einzigen Wort.

Wenn in Bamberg also noch gar nicht aufgeklärt wurde, wie kann man dann eine Rehabilitierung dieser Verbrechen in Angriff nehmen? Müsste die Bevölkerung dieser Stadt nicht zuerst komplett von den Ausmaßen dieser Massenmorde informiert werden? 

Als Beispiel für die etwas abnorme Informationspolitik in Bamberg darf man folgende Tatsachen zur Kenntnis nehmen: im CBI-Genios-Archiv der einzigen Tageszeitung (Fränkischer Tag Bamberg) finden Sie bei der On-Line-Recherche nicht einen einzigen Eintrag unter dem Stichwort "MALEFIZ-HAUS. Es gibt in diesem Archiv also nicht einen einzigen Artikel, der sich dieses Themas annimmt. 

Das könnte man z.B. mit der Stadt Dachau vergleichen: was würde man dazu sagen, wenn es in Dachau ebenfalls keinen Treffer beim Stichwort KONZENTRATIONS-LAGER geben würde?

Insofern darf man gespannt sein, wie der kleinste gemeinsame Nenner innerhalb dieser Sitzung aussehen wird ... und vor allem: was kommt danach?

Da Bamberg und Würzburg gemeinsam die absoluten Hochburgen der europäischen
Hexenverbrennungen waren, würde sich in beiden Städten auch ein spannendes Museum anbieten - zumindest aber die Errichtung einer angemessenen Gedenkstätte und wenn man es genau nimmt, dann sollten auch die jeweiligen Erzbischöfe in diese Gedenkkultur eintreten, denn schliesslich war es nun einmal unbestreitbar die katholische Kirche, die diese Massenmorde zu verantworten hat.

Dass es im Herbst eine Gedenkwoche zu den Hexenverbrennungen geben wird darf man wohl als erstes zartes Pflänzchen der Aufklärung betrachten. Aber das kann und darf es auf keinen Fall gewesen sein! Wagen wir den Blick ins 30 km entfernte Zeil am Main: dort hat man für 750.000 € eine Gedenkstätte im Hexenturm errichtet, obwohl in dieser Stadt niemals ein Mensch der Hexerei angeklagt oder verurteilt wurde, denn Zeil war nur der Brennplatz von Bamberg. Hier wurde nur das ausgeführt was der Bamberger Erzbischof angestiftet hatte.

Ein interessanter Ansatz wäre z.b. die Ahnensuche - denn in Bamberg leben ja immer noch Menschen, die von Namen her Nachkommen damaliger Opfer sein könnten. Das wäre doch auch für diese Menschen interessant zu wissen, was damals mit ihren direkten Vorfahren passiert ist.

Immanuel Kant fragte sich: Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? Er antwortet: Nein! Wir leben in einem Zeitalter der Aufklärung, d. h. der Prozess des auf Vernunft begründeten Lebens ist niemals abgeschlossener Besitz, es bleibt ständige Aufgabe, sich der Gefährdungen eines humanen Zusammenlebens bewusst zu sein, sich um die Schaffung vernünftiger Verhältnisse zu bemühen und auch in symbolischen Handlungen Zeugnis abzulegen.