Sonntag, 9. März 2008
Welterbe-Dokumente als Packpapier
Die 3 wichtigsten wissenschaftlichen Quellen zur Erforschung der Bamberger Inquisitionsgeschichte sind:
1. der JUNIUS-Brief (im Original im Staatsarchiv Bamberg)
2. der Kupferstich von Mathäus Merian (der im Auftrag des Fürstbischof Johann Georg II Fuchs von Dornheim angefertigt wurde)
3. ein zwar nicht vollständige Sammlung der Akten des Landgerichts Bamberg, die wir nur einem "Zufall" zu verdanken haben, den Frau Dr. Britta Gehm in Ihrem Buch:
Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung beschreibt.
Das Zitat aus dem Forschungsvorwort dieses Buches:
"Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, daß mehrere tausend Folioseiten Prozeßakten, Testamente, Speisezettel und Briefwechsel erhalten blieben.
Diese Papiere wurden zwischen 1830 und 1840 vom Landgericht Bamberg anläßlich einer Entrümpelungsaktion auf dem Schrannenplatz versteigert. Dort erwarb sie ein Seifensieder und Spezereiwarenhändler namens Bayer, der sein Geschäft in der Dominikanergasse 7 hatte.
Er legte sie auf seinen Tresen, um sie als Einwickelpapier für seine Waren zu verwenden.
Ein Kunde, der historisch interessierte Johann Adam Messerschmidt, stellte kurz darauf fest, daß seine gerade gekauften Nägel in alte Hexenprozeßakten verpackt waren. Er kehrte daraufhin zu dem Händler zurück und kaufte den gesamten noch vorhandenen Aktenstoß auf.
Seine Erben vermachten diese Akten später der Staatsbibliothek Bamberg, wo sich noch heute der ganz überwiegende Teil der Prozeßunterlagen befindet. Ein kleiner Teil der überlieferten Aktenbestände befindet sich im Staatsarchiv Bamberg und im Stadtarchiv Bamberg, insbesondere die meisten Unterlagen zu den Prozessen gegen die Kanzlerfamilie Haan.
Darüber hinaus standen Materialien der Handschriftensammlung in der Cornell University Library in Ithaca, New York zur Verfügung. Diese Unterlagen wurden 1905 von dem Münchener
Antiquariat Emil Hirsch an Georg Lincoln Burr in Ithaca verkauft, mit dessen Nachlaß sie in die dortige Universitätsbibliothek eingingen.
Wie das Münchener Antiquariat in den Besitz dieser Stücke kam, ist nicht bekannt.
Graf von Lamberg benutzte diese Dokumente noch für seine Arbeit aus dem Jahre 1835. Bereits 1883 waren sie aus den Bamberger Beständen verschwunden, da Pius Wittmann nur noch auf die Zitate des früheren Bearbeiters Graf von Lamberg zurückgreifen konnte. Um so wertvoller ist es, daß auch diese Bestände nun, dank der Initiative der Staatsbibliothek Bamberg, als MikrofIlm in Deutschland wieder zugänglich sind.
Das Tagebuch des Zeiler Bürgermeisters Hans Langhans befindet sich im Staatsarchiv Würzburg.
Die Fülle des Materials und die große Anzahl der namentlich überlieferten Opfer machte es unmöglich, jedes Schicksal so zu würdigen, wie es die betroffenen Menschen verdient hätten.
Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen und den Opfern trotzdem ein 'Mindestmaß an Reverenz zu erweisen, wurde im Anhang eine chronologische Liste aller namentlich zu
ermittelnden Opfer im Hochstift Bamberg angefügt (insgesamt 884 Personen)."
Auch alle weiteren von Dr. Gehm beschriebenen Quellen sollten uns zur Vorbereitung des Vortrages und der Ausstellung ohne großen bürokratischen Aufwand zur Verfügung stehen ...
doch wie und wann wird jetzt ernsthaft über die logistischen Rahmenbedingungen dieses Projekts verhandelt werden?
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