2013 hatten die roten Männla bereits ein anderes "new home"
An die verehrten Kunstfreunde, die edlen Spender und Sponsoren von „MEETING“.
Normalerweise könnte es mir absolut Stulle sein, wenn ein paar „Kulturfreunde“ ein modernes Kunstwerk kaufen und in meiner Heimatstadt aufstellen. Allerdings werden im vorliegenden Fall ein paar Grenzen überschritten - und dazu habe ich dann doch ein paar Takte zu sagen.
Der chinesische Bildhauer Wang Shugang hat „MEETING“ extra für den G-8 Gipfel (deshalb acht Figuren) in Heiligendamm im Jahr 2007 konzipiert.
Allerdings konnte sich damals kein Käufer für das Kunstwerk begeistern und so wurde gestern in Bamberg letztendlich nichts anderes als ein kultureller Ladenhüter feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Dazu kommt, dass „MEETING“ selbst in Bamberg nicht den geforderten Preis von 240.000 Euros erzielen konnte - da musste der Besitzer Alexander Ochs schon mal 82161,50 Euro Rabatt gewähren.
Ähnlich erfolglos waren bereits die vorausgegangenen Akquisitionsversuche in Vancouver (2011) in Melbourne (2013) und in Perth, so dass Meeting auf dem internationalen Kunstmarkt längst als „verbrannt“ gegolten hat.
Das in Bamberg als „Meisterwerk der modernen Kunst im öffentlichen Raum“ angepriesene Oeuvre ist bei näherer Betrachtung leider nicht der versprochene große Wurf. Sonst wäre es wohl auch in London, New York und Paris ausgestellt worden. Wang Shugang ist demnach auch keiner der „heissen Kunstimporte aus China“ sondern eher ein Bildhauer aus der zweiten Reihe.
Auch das kann mir ziemlich egal sein - aber es gibt eine Komponente, die es - wie immer - in keinen der aktuellen Zeitungsartikel und Kommentare geschafft hat: ich protestiere dagegen, dass „MEETING“ ausgerechnet auf dem Rasen des Schönleinplatzes installiert wurde.
In unmittelbarer Nähe wurden dort der größte Teil der über 1000 Menschen verbrannt, die man ungerechterweise als Hexen und Zauberer angeklagt und verurteilt hatte. Zusätzlich wurden viele der meist weiblichen Opfer an diesem Platz grausam gequält und verstümmelt. Ihnen wurden die Brüste mit glühenden Zangen zerrissen (bis zu 15 mal bei einem Opfer), Hände abgehackt und die allerwenigsten wurden gnadenhalber vor der abscheulichen Verbrennung öffentlich geköpft.
Bis zum Jahr 2008 (Tag des offenen Denkmals) waren diese Tatsachen absolut unbekannt, denn die Täter, sprich die katholische Kirche, hatte es über Jahrhunderte geschafft, die grausamste Epoche dieser Stadt perfekt zu vertuschen.
Spätestens seit den offiziellen „Hexenwochen“ im Jahr 2012 erfuhr man dann öffentlich in Bamberg welche Form von Justizmorden sich hier ereignet hatten - zumindest wenn man kein kulturbehinderter Geschichtsanalphabet ist.
Das ist der Grund weshalb ich vehement gegen die Aufstellung von „MEETING“ an diesem historischen Platz protestiere. Meinetwegen kann man die Installation an einer anderen Stelle (vor dem Erzbischöflichen Palais, vor der Brose-Zentrale oder sonst wo) aufstellen … aber eines Tages werden diese bedeutungslosen Sitzchinesen vom Brandplatz der katholischen Inquisition wieder entfernt werden - da halte ich jede Wette.
Wang Shugang - abstracted
Bis dahin hätte ich zwei Fragen an den Künstler:
Lieber Wang Shugang.
Hat man Sie eigentlich darüber informiert, das sich im 17ten Jahrhundert ein europaweit einmaliges Massaker an Frauen, Männern und kleinen Kindern abgespielt hat - genau an dem Platz, an dem jetzt Ihre Statuen stehen.
Was sagen Sie zu der Tatsache, oder interessiert es Sie gar nicht, in welchem Umfeld Ihre Kunst wirken soll?
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Seit dem Jahr 2005 habe ich den eingeschlagenen Kurs der Aufklärung niemals verlassen - viel Zeit und Geld in diese Kampagne investiert und gelte selbst bei meinen Feinden als ausgesprochen hartnäckiger Kämpfer.
Es existieren im Aktenbestand der lokalen Archive knappe 900 Namen von Opfern - abgeglichen mit dem aktuellen Telefonbuch von Bamberg, könnten bis zu 1200 Bamberger Familien einen potentiellen Vorfahren haben, der im 17ten Jahrhundert von der katholischen Kirche gefoltert und verbrannt wurde. Genau auf dem Schönleinsplatz, auf dem jetzt die acht chinesischen Skulpturen hocken.
Es mir vollkommen scheissegal, ob ich mich mit diesem Post eventuell strafbar mache, aber ich verspreche Euch eines: WÜRDE DER NAME MEINER FAMILIE AUF DER FOLGENDEN OPFERLISTE STEHEN, DANN WÜRDE ICH EINEN ODER ALLE DER ROTEN RASEN-MÄNNLA EIGENHÄNDIG TEEREN UND FEDERN - und zwar so oft, bis man die Message begreift und die Dinger an einem anderen Ort aufbaut.
Bis dahin empfinde ich die aktuelle Installation als einen Affront gegen den gesunden Menschenverstand und werde auch weiterhin öffentlich dagegen opponieren.
Es ist schon traurig genug, dass überhaupt ein „gebildeter Mensch“ auf die Idee gekommen ist, dieses Kunstwerk dort aufzustellen …
Noch ist Bamberg stolze UNESCO-Welterbestadt … aber es ziehen bereits dunkle Wolken auf am Kulturhorizont ... Vor drei Wochen wurde im geschützten Welterbe ein Vorfall aus dem Jahr 2006 angezeigt, der sich mit der illegalen Vernichtung historischer Bausubstanz aus dem 13ten Jahrhundert befasst. Das könnte böse ausgehen für die verklärten Freunde des kulturellen Welterbes. Dresden lässt grüssen.
Wer mehr über diese und andere unbequeme Wahrheiten über die „Traumstadt der Deutschen“ erfahren möchte, dem empfehle ich mein neues Buch: HEXENPUNK - Wie aus der Traumstadt der Deutschen der Schrein des Grauens wurde.
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