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Dienstag, 5. Oktober 2010

Zitate Hexenverbrennung 2010 - > Teil 3




Befassen wir uns zuerst mit der aktuellen " Auffinde-Situation des Hexen-Flyers: wie man dem Bericht des aktuellen ZOB-Magazins entnehmen kann, gibt es diesen Hexen-Flyer wirklich, doch um ihn zu erhalten, muss der Besucher des neu erbauten Informationszentrums bereits davon wissen, denn sonst hat er keine Chance diese Informationsbroschüre auch zu erhalten, da sie, wie gesagt, unter dem Tisch als Bückware versteckt wird.

Ergo: wer gar nichts von der Existenz eines Flyers weiß, der wird komplett von dieser Informationen ausgeschlossen.

Noch obskurer wird es dann natürlich, wenn man die Erklärung der Angestellten dieses Touristenzentrums in Bamberg erfährt, warum dieser Flyer nicht öffentlich ausliegt: "Es sei ja schließlich ein brenzliges Thema, denn damals seien einige schlimme Sachen passiert."

Wir stellen uns jetzt einfach einmal eine fiktive Situation vor, in der ein durchschnittlicher Bamberger Bürger auf eine Weltreise geht. Im schönen Peking erfährt dieser Mensch nichts vom Massaker auf dem Tienamen Platz, in New York erfährt er nichts über die Anschläge vom 11. September, und in Kambodscha gibt es dann auch keinerlei Informationen über die Roten Khmer. Wie würde sich dieser Reisende fühlen, wenn er am Ende seiner Reise feststellen würde, dass ihm diese, historischen Informationen einfach vorenthalten worden sind?

Doch jetzt drehen wir den Spieß doch einfach mal um!

Nach der Bekanntgabe der veröffentlichten Besucherzahlen für die Stadt Bamberg, kann man davon ausgehen, dass im laufenden Jahr zum ersten Mal die 2 Million-Besucher-Grenze erreicht sein wird, sprich: mehr als 2 Millionen Touristen werden das romantische Bamberg in den kommenden 12 Monaten besucht haben.

Wenn man jetzt diese Zahl 2.000.000 vergleicht mit der Anzahl der Informationsflyer die zum Massenmord der katholischen Hexenverbrennung in Bamberg gedruckt wurden (10.000), dann bedeutet dies, dass sich ca. 200 Touristen einen dieser Flyer teilen müssten.

Da es diese Informationsbroschüre aber nur in Deutsch gibt, muss man leider davon ausgehen, dass es einem "internationalen Touristen" unmöglich sein wird, zu erkennen, auf welchem historischen Pflaster er sich bewegt, wenn er nicht der Deutschen Sprache mächtig ist.

Ist das nicht eine Art "Zwei-Klassen-Tourismus"?

Am 14.September 2008 wurde das Hexengefängnis der katholischen Inquisition zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert - im Namen der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSSCHUTZ. Seitdem ist in der "Traumstadt der Deutschen" nichts wesentliches passiert, was zur Aufklärung der damaligen Massenmorde dienen könnte.

Auf der anderen Seite wurde z.B. das YOUTUBE-Bildungs-Profil von "Johannesjunius" allein in den letzten 12 Monaten über 317.000 mal angeklickt. Damit ist der Kanal des bei lebendigen Leibe verbrannten Märtyrers (inklusive der Malefiz Website) die einzige nennenswerte öffentliche Informationsquelle über das Malefiz Haus (in Deutsch und in Englisch).

Dass diese einmalige Aufklärungs-Initiative von privater Hand produziert und finanziert wird, sagt eigentlich schon alles …

"Die schlimmen Sachen, die damals passiert sind … das brenzlige Thema": wie fühlt man sich als städtischer Mitarbeiter in diesem stolzen Neubau? Macht es eigentlich Spaß, die Touristen aus aller Welt um das prägende Merkmal der Sozialgeschichte Bambergs zu betrügen?

Auf der einen Seite existiert somit die offizielle Fraktion, der mit Steuergeldern bezahlten UNESCO-Welterbe-Nestbeschmutzer und auf der anderen Seite gibt es ein paar historisch interessierte Rebellen, die es partout nicht einsehen wollen, dass das Schicksal der bis dato vollkommen unbekannten Märtyrer weiterhin unter dem Deckmantel der touristischen Imageförderung verleugnet wird.

Der Skandal besteht nicht in unseren Aktivitäten, sondern in der unverfrorenen Betonhaltung der verantwortlichen Beamten Bambergs. Mit Aufklärung oder einer fairen, gastfreundlichen Behandlung der zahlenden Touristen aus aller Welt hat die offizielle Tourismuspolitik der Weltkulturerbe-Stadt nicht das geringste zu tun.

Mit der von der U.N.E.S.C.O. in ihren Statuten explizit geforderten "Vermittlung von Informationskompetenz" ebenfalls nicht.

Weltoffenheit geht in der heutigen Zeit definitiv anders.

tbc …

Montag, 4. Oktober 2010

Zitate Hexenverbrennung 2010 - > Teil 2

Auch die Pressesprecherin der Stadt Bamberg, Frau Ulrike Siebenhaar, wurde zu dem Thema befragt, und meinte:

Bamberg habe das Problem schöner Städte, hier gehen viele Themen unter. Die Stadt sei zu reich an Geschichten, so tue man sich schwer, sich auf einzelne Sachen zu konzentrieren, man könne sich leicht verzetteln: „Hexenverbrennungen sind im kollektiven Gedächtnis nicht mehr aktuell, weil es so lange her ist.“

Meine erste persönliche Frage an Frau Ulrike Siebenhaar ist folgende: ich würde gerne wissen, welche Episode aus der Bamberger Stadtgeschichte auch nur ansatzweise halb so spannend und interessant ist, wie die Epoche der vertuschten Hexenverbrennungen?

Und selbst wenn Sie sich persönlich etwas schwer tun, "sich auf einzelne Sachen zu konzentrieren" ... glauben Sie nicht auch, dass es viele Menschen gibt, die sich nur zu gerne auf diesen einmaligen Teil der Geschichte konzentrieren würden, wenn man ihnen die realistische Chance geben würde, überhaupt erst einmal Kenntnis von dem grausamen Massenmord und den Folterungen der katholischen Inquisition zu erhalten?

Und was das kollektive Gedächtnis betrifft: die Bistumsgründung im Jahr 1007 wurde mit großem Tamtam ein ganzes Jahr lang mit allen kirchlichen Hochämtern und einer Ausstellung zelebriert ... das war also ca. 600 Jahre vor den Hexenverbrennungen …

Richtig grenzwertig wird es dann aber, wenn man Ihren Kommentar zu einem noch nicht einmal geplanten Mahnmal für die Märtyrer der Bamberger Inquisition geht:
"wenn das geplante „Quartier an der Stadtmauer“ in Bamberg fertig sei, könne man, " so die Pressesprecherin der Stadt," vielleicht auch hier eine Tafel anbringen.

O-Ton Frau Siebenhaar: „Das erscheint mir die charmanteste Lösung, auch wegen der Nähe zum Standort des Malefiz-Hauses.“

Verzeihung - aber selbst nach dem Jahreskonsum von 400 Litern besten Bamberger Bieres - dürfte es eigentlich kein aufgeklärtes Hirn geben, dass diesen Gedankengang nachvollziehen kann, denn Charme und Massenmord lassen sich mMn. nicht wirklich schlüssig in einem Mahnmal manifestieren.

Und was das angesprochene „Quartier an der Stadtmauer“ angeht: wegen Insolvenz des Bauträgers wurde dieses Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben ...