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Montag, 27. Januar 2014

„Die Chronologie der Vertuschung“.

Buchkritik: 

„Hexenprozesse und Hexenverfolgung« im Hochstift Bamberg: Eine vorläufige Bilanz“

und  „Die Chronologie der Vertuschung“.          




Schon bevor man das offizielle Werk aus seiner Klarsichtverpackung befreit, gibt es die erste Irritation, denn der Herausgeber ist kein Mensch, sondern es versteckt sich jemand hinter dem Begriff: Stadt Bamberg!

Macht man sich die Mühe bei AMAZON nach weiteren Städten zu suchen, die ebenfalls literarisch tätig sind, so findet man keinen weiteren Treffer. Upps - Jawoll - Bamberg und das Alleinstellungsmerkmal - da ist es wieder.

Erst im Impressum wird der wahre Verfasser dieses Buches erwähnt; es ist die Leiterin des Pressebüros der Stadt Bamberg, Ulrike Siebenhaar („USI“). Anscheinend hat der Mumm nicht dazu gereicht, diese Tatsache auch auf das Cover zu drucken - aber - gleich wird es noch seltsamer, denn der Untertitel „Eine vorläufige Bilanz“ verheißt ebenfalls nichts Gutes.

Für die Presse wird dieses Buch als das Produkt einer hochkarätigen Expertenkommission gepriesen, deren Mitglieder sich angeblich seit Jahren mit dem ungeliebten Thema beschäftigen und bereits im Jahr 2012 bei den Bamberger Hexenwochen mit großem Erfolg referiert haben. Offensichtlich ist man sich dann aber doch nicht wirklich einig, denn wenn dieses Buch - ca. 370 Jahre nach den begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit - eine „vorläufige Bilanz“ darstellt, dann darf es ja maximal weitere 370 Jahre dauern, bis man seitens der Herausgeber in der Lage sein wird, eine „ENDGÜLTIGE BILANZ“ um die vertuschten Massenmorde der katholischen Inquisition in Bamberg zu erstellen.

Das Hardcover-Buch ist mit 193 Seiten und vielen Abbildungen aufwendig produziert und wurde finanziert von der Oberfrankenstiftung, der Stadtsparkasse Bamberg und der Stadt Bamberg - ein persönliches Risiko ist hier also niemand eingegangen - so lässt es sich natürlich entspannt arbeiten.

Von Seite 140 bis Seite 173 findet man aber seltsamerweise Informationen über die protestantischen Gebiete in Süd-Thüringen, insbesondere aus Schmalkalden. Deshalb können Sie als Leser diese 30 Seiten komplett vergessen, denn sie haben nicht das Geringste mit den Bamberger Hexenverbrennungen zu tun und dienen wohl einzig dem Zweck zu verdeutlichen: „Nicht nur die heimischen Katholiken haben jede Menge Hexen verbrannt, sondern auch die Protestanten.“

Man könnte jetzt alle fachlichen Fehler heraussuchen und präsentieren, aber das dauert mir, ehrlich gesagt, zu lange - ich beschränke mich auf das Wichtigste.

Größter fachlicher Fehler: Im gesamten Text wird nicht aus einer Zeile ersichtlich, dass für die dritte und größte Welle der Verbrennungen von 1627 - 1630 ein lokales Zentgericht zuständig war, das die ca. 600 Todes-Urteile dieser Epoche aussprach - und dieses Zentgericht tagte ohne Zweifel in den unteren zwei Doppelräumen im Malefiz Haus in der heutigen Franz Ludwig-Strasse.

Über der Eingangstür stand in Stein gemeisselt ein Spruch von VERGIL aus der „Aeneis“, was man durchaus auch ohne Lupe auf dem Original-Kupferstich erkennen könnte: „Discite iustitiam moniti et non temnere divos!“ (Übersetzt: Lasst euch das eine Ermahnung sein, das Recht zu lernen und die Götter nicht zu missachten.)

Über dieser Inschrift stand auf der Mitte des Portalsockels eine ca. 130 cm große Statue der Justizia mit Waage und Schwert. Die doppelt vorhandenen Gerichtsräume waren, dem Plan nach, beheizt, hatten jeweils einen separaten Raum um die Zeugen von Hinten an den gefesselten Angeklagten heranzuführen und eine dieser als „Stuben“ beschriebenen Gerichtsräume hatte sogar eine eigene Toilette.

Um diese Informationen zu erkennen und in einem Aufklärungsbuch wieder zu geben, bräuchte man keine hochkarätige Expertenkommission, sondern lediglich „guten Willen“, um bei der Aufklärung der Massenmorde möglichst jedes wichtige Detail darzustellen und wer jetzt argumentiert: „Das ist doch nicht so wichtig, dass sich da auch ein Gerichtsstandort im Malefiz Haus befand,“ dem ist nicht mehr zu helfen.

Dieser FAUX PAS spricht für sich selbst und verdeutlicht ganz klar, dass dieses Buch nicht existiert, damit man die bestmögliche Erklärung für die Massenmorde des 17ten Jahrhunderts präsentieren könnte, sondern es stinkt penetrant nach dem verzweifelten Versuch, etwas zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist: Die Stadt Bamberg hat sich nur durch den Druck des Bayerischen Fernsehens, der überregionalen Print-Medien - und selbstverständlich nach der OB Wahl 2012 - dazu hinreissen lassen, die Themenwochen zur Hexenverbrennung im Oktober 2012 abzuhalten. Wir dagegen sind schon im Jahr 2008 für die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz öffentlich in „den Ring gestiegen“ und wurden bereits damals vom Pressebüro auf der Website der Stadt Bamberg zensiert.

Innerhalb der zwei Themen-Wochen im Oktober 2012 wurde seitens der „Expertenkommission“ erneut unvollständig informiert - erkennbar an dem vorliegenden Buch, das extra zur Dokumentation dieser Hexenwochen entstanden ist. Dafür gab es aber weitere Peinlichkeiten im Programm, wie die protestantischen Hexenverbrennungen von Saalem (Massachusettes) - die abendfüllend am 17. Oktober 2012 thematisiert wurden und wiederum absolut nichts mit dem Hexenwahn in Bamberg zu tun haben.

Obwohl das offizielle Buch von „USI“ als Dokumentation der Themenwochen verstanden werden will, hat man zumindest diesen „Saalem-Abend“ dann aber doch lieber nicht dokumentiert - obwohl er definitiv statt gefunden hat: Das war der „Herausgeberin“ dann wohl anscheinend etwas zu peinlich … Sorry dafür, Professor Mark Häberlein - Ihr Vortrag war offensichtlich nicht dokumentationswürdig und wurde der Selbstzensur geopfert.

Weiterer Quellen-Fehler: 
Jeder Bamberger kennt bestimmt das große Haus mit der Wallensteinpassage in der Langen Strasse. Dieses Gebäude gehörte im 17ten Jahrhundert dem reichsten Bürger der Stadt: Bürgermeister Georg Neudecker. Er starb nach mehrjähriger Haft im Malefiz Haus und wurde nicht verbrannt, wie Heimatpfleger Dippold fälschlicherweise behauptet, sondern im Geheimen verscharrt. Wenn man schon auf Dr. Britta Gehm referiert, dann sollte man deren Forschungsergebnisse auch kennen.


Die Chronologie der Vertuschung 
(in umgekehrter Reihenfolge aufgelistet)


Kommen wir jetzt zu den zahlreichen Formulierungen (z.B.:Schaum vor dem Mund), die dem Leser dieses Buches vorgaukeln sollen, dass in Bamberg „niemals etwas vertuscht wurde“. Davon gibt es gleich mehrere und ich kann mich nur wundern, dass sich Erwachsene, die teilweise sogar das Diplom einer Universität haben erblöden, diese Sätze auch noch schriftlich von sich zu geben.

Im Buch der Stadt Bamberg wird jede Menge Fachliteratur zum Thema vorgestellt - sogar die Romane werden aufgeführt, die nur mäßige historische Relevanz haben - allerdings wird ein Buch nicht einmal im Ansatz erwähnt und das heißt „Die Hexenbrenner von Franken - die Geschichte eines vertuschten Massenmordes“, welches Oberbürgermeister Starke am
30. November 2012 öffentlich und mit Bild im „Fränkischen Tag“ vorgestellt hatte, weil es eben das erste Werk war, das sich überhaupt mit dem grausamen Malefiz Haus und den einzigartigen Foltermethoden befasst, die man sich nur in dieser Stadt ausgedacht und angewandt hat.

Dafür sind wir wirklich dankbar, Frau Siebenhaar, denn somit kann selbst „der letzte Idiot“ in dieser Stadt erkennen, dass Sie hier Ihre korrupten Finger im Spiel haben und da wir ja schon seit 2008 regelmäßig von Ihnen zensiert wurden, ist diese Tatsache der eindeutige Beweis dafür, dass wir als Einzige auch die Tatsachen ansprechen, die manche Menschen - vorzugsweise die „ewig Gestrigen“ - immer noch nicht in Bamberg hören wollen.


Der Tag des offenen Denkmals am 8. September 2013

Motto: Unbequeme Denkmäler

Obwohl über 1000 Besucher an diesem Tag den Domherrenhof besucht haben und sich dort unsere HEXENBRENNER-Präsentation angesehen haben, wurde dieses Event nicht mit einer Zeile in der lokalen Presse nach bearbeitet und auch im Rathausjournal nicht besprochen, obwohl alle anderen „unbequemen Denkmäler“ zusammen nicht einmal die Hälfte unserer Besucher hatten und Oberbürgermeister Andreas Starke unsere aufwendig produzierte Ausstellung persönlich mit einem Grußwort eingeweiht hatte.


Die Sitzung des Kultursenats der Stadt Bamberg am 14 Juli 2013

Diese Kultursenatssitzung im Bamberger Rathaus ist immer noch eine „geheim gehaltene Veranstaltung“, denn die in dieser Sitzung erneut beschlossene Ablehnung der moralisch ethischen Rehabilitation der über 1000 Justizmorde (mit 9 zu 5 Stimmen) wurde ebenfalls weder in der Presse noch im Rathausjournal besprochen, obwohl sogar eine Vertreterin der einzigen Tageszeitung (Jutta Behr-Groh)bei dieser Sitzung anwesend war. 


UNESCO-WELTERBE-Tag, 20 Jahre Welterbe Bamberg, am 2. Juni 2013

An diesem Jubiläum wurde zwar „ein Riesen-Fass aufgemacht“ mit internationalen Besuchern, Festrednern, eigenen Aufführungen, etc. -  sogar eine 44-seitige Broschüre wurde aufwendig gedruckt - allerdings wird auch in diesem Werk nicht mit einer einzigen Silbe der Massenmord des 17.ten Jahrhunderts oder dessen Ursachen und Auswirkungen erwähnt.


2003 Bamberg bewirbt sich zur UNESCO-Kulturhauptstadt Europas 2010

Im Jahr 2003 bewarb sich die Stadt Bamberg offiziell als „Kulturhauptstadt Europas“ und investierte 100.000 Euro allein in das Dossier der Ausschreibung, das von einer Bremer Unternehmensberatung erstellt wurde. 
Innerhalb dieser Ausschreibung finden Sie nicht ein einziges Wort über die Bamberger Massenmorde - denn im Zeitraum von 1597 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hat sich - dieser Ausschreibung nach zu urteilen - gar nichts relevantes im Hochstift Bamberg ereignet.

Das es dann doch nicht zur Kulturhauptstadt gereicht hat, hängt vielleicht sogar mit dieser Vertuschung zusammen … dafür wurde damals das „Jeansmuseum in Buttenheim“ gleich auf der ersten Seite dieser Ausschreibung als kulturelles Highlight präsentiert … so wird Fremdschämen zu Standard-Disziplin.


Bamberg wird zum Welterbe UNESCO 1993

Noch abstruser wird es dann 1991, denn in diesem Jahr bewarb sich die Altstadt von Bamberg - diesmal erfolgreich - bei der UNESCO als Welt-Erbe-Standort. 

Auch dafür wurde extra ein Nominierungsdossier erstellt, welches ebenfalls nicht mit einem Satz auf die größten Hexenverbrennungen Europas eingeht. Hier ist die „Lücke“ der Informationen noch viel eklatanter: Sie reicht vom 13. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.


Wer allerdings einmal die STATUTEN der UNESCO studiert, weiss, dass diese weltweite Kultur-Organisation von ihren Partnerstädten vor allem Eines verlangt: Die Vermittlung von Informationskompetenz. 

Obwohl man in Bamberg voller Stolz mit dem Siegel der UNESCO weltweit um Touristen buhlt und viel Geld verdient, ist die moralische Instanz der Welterbe-Beamten leider auf dem Niveau der frühen Neuzeit stehen geblieben: Nirgendwo ein einziges Zeichen der Erinnerung an die über 1000 Ermordeten und somit hat kein Tourist eine reelle Chance, die wahre Geschichte Bambergs auch nur ansatzweise zu begreifen.

Der Hexenbrenner „Fuchs von Dornheim“ wäre wahrscheinlich stolz auf diese Menschen gewesen - meiner Meinung nach ist es spätestens jetzt an der Zeit, auch personelle Konsequenzen zu ziehen.


FAZIT

Da unsere langjährigen Forschungsergebnisse sogar in deutscher und englischer Sprache vorliegen, ist es ein Akt des Betrugs, wenn jährlich Millionen von internationalen Besuchern der Stadt dieses Wissen vorenthalten wird; von Menschen wie Ulrike Siebenhaar, die sogar die Dienstanweisungen ihres Oberbürgermeisters konterkariert, indem sie sich z.B. im August 2013 weigerte, die vom OB versprochenen Adressen der Welterbe-Stiftung herauszurücken. 

Doch der Gipfel ihrer Ignoranz ist die Tatsache, dass dieses Dame - nach eigener schriftlicher Aussage - nicht einmal in der Lage ist, ein iPad ordnungsgemäß zu bedienen … Sie ist sich nicht einmal zu schade, ein einmaliges neues elektronisches Multi-Touch-Buch zum Thema Hexenverbrennung in Bamberg schriftlich zu diskreditieren, indem sie behauptet, dieses Werk „würde ja sowieso nicht richtig funktionieren“.

Zensur wird in Bamberg nicht aus Dummheit begangen, denn schon seit 2008 sind der „USI“ alle relevanten Tatsachen durch uns bekannt gemacht worden, sondern die wiederholte Zensur ist willkürlich bzw. bösartig und mobbt wissenschaftliche Erkenntnisse wider besseren Wissens. 

"Dass das Thema vertuscht wurde ist eine irregeleitete Wahrnehmung. Sollte die Wahrnehmung der Verbreiter solcher Vorwürfe nicht irregeleitet sein, instrumentalisieren diese das schwere Thema unter Vorsatz." So klingt ein weiteres Original-Zitat eines der Protagonisten der Bamberger Vertuschungs-Kommission - der Name tut nichts zur Sache - und verdeutlicht ganz klar, dass auch dieser Mensch seinen Arbeitsplatz besser mit einer Zelle in der Bamberger Nervenheilanstalt eintauschen sollte. 

Am 16. März 2014 wird in Bamberg ein neuer Stadtrat gewählt werden. 

Deshalb appelliere ich an alle politischen Parteien: in den Jahren 1628 / 29 wurde fast der gesamte Rat des Hochstifts von Bamberg auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wer sich dessen nicht bewusst ist, der sollte sich weder wählen lassen, noch sollten die Bamberger eine Partei oder Person ins Rathaus wählen, der die Massenmorde der katholischen Inquisition weiterhin negiert, denn diese Haltung ist ehrlos und eine blutige Schande für das WELTERBE der UNESCO.


Ralph Kloos

Autor und Produzent 


P.S.: Zwei Tage nach dem „Tag des offenen Denkmals“ hat man mir ein weiteres unbekanntes Gefängnisgebäude ( Hölle 7 ) in Bamberg anvertraut, das Niemand auf dem Kultur-Plan hat, obwohl es auch heute noch existiert. Das spricht ebenfalls Bände, denn ich habe wirklich nicht danach gesucht. 

Link: UNESCO-BAMBERG Bewerbung : http://whc.unesco.org/en/list/624/documents/


Link: HÖLLE 7: http://www.youtube.com/watch?v=JPIWadG6VF4