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Samstag, 19. September 2015

Die Dokumentation zum BRANDMAL 2015



Das folgende Zitat stammt aus der Rede der 1. Vorsitzenden des Bürgervereins Bamberg Mitte, Frau Sabine Sauer: Die „Hexenverfolgung“ in Bamberg – sie war tatsächlich bis vor wenigen Jahren ein vergessener Teil der Stadtgeschichte.

Vielen Bambergern ist es bis heute nicht bekannt – aber: Bamberg war der Ort, an welchem vor allem in den Jahren 1612 bis 1630 die größte deutsche „Hexenverfolgung“, wohl die größte in Europa überhaupt, stattfand. 

Unsere Dokumentation wird erstmals die gesammelten Medien der Jahre 2007 bis zur Enthüllung des Mahnmals zeigen … die Geschichte eines vertuschten Massenmordes … der sich in den Mauern dieser wunderschönen Stadt abspielte und der nur deshalb so lange "unter dem Deckmantel Traumstadt der Deutschen vor sich hin moderte", weil sich in Bamberg kein lokaler Historiker mit der katholischen Kirche anlegen wollte. 

Es gibt keine spannendere Geschichte über das historische Bamberg zu erzählen!

Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen genauen Sendetermin vorhersagen - aber wir werden rechtzeitig bekannt geben, wann es soweit ist - u.A. auf diesem Blog und auf FB.

Samstag, 12. September 2015

Es kann nur eine Wahrheit geben … Entscheiden Sie selbst.

Der Text des neuen Hexen-Mahnmals enthält u.a. folgenden Satz:

„Seit 180 Jahren sind diese grausamen Vorgänge Gegenstand der historischen Forschung und in der Erinnerung der Menschen.“

Dagegen stelle ich einen Screenshot der offiziellen Webseite der Stadt Bamberg, die in dieser Form von 2003 bis November 2012 als einzige digitale Informationsquelle für Millionen von Bamberg Fans in aller Welt diente. 



Man möge es mir erklären … aber für mich stellt sich das so dar, dass in diesen 9 Jahren  eine banale „1000-Jahr Feier“ oder der „direkte Autobahnanschluss“ wichtigere historische Ereignisse waren, als der 1000 fache Massenmord der katholischen Inquisition im 17ten Jahrhundert, denn der wurde ja bis Ende 2012 offensichtlich komplett negiert - da war Bamberg übrigens schon 19 Jahre UNESCO-WELTERBE.

Das Verhalten der Verantwortlichen bei der Stadt Bamberg ist deshalb mehr als erbärmlich, denn wer trotz öffentlich geäusserter hehrer Worte systematisch lügt, vertuscht und beschönigt, der verhöhnt damit genau die, an die man mit dem neuen Mahnmal eigentlich erstmals erinnern wollte: Die tausend unschuldigen Hexen-Opfer, die man vorher noch bestialisch gefoltert hat, um sie dann in der Regel bei lebendigem Leibe zu verbrennen.

Ich empfinde diese und weitere Unwahrheiten im Text des neuen Hexen-Mahnmals als einen weiteren unwürdigen Versuch von ein paar ewig gestrigen Beamten, die in der UNESCO-WELTERBESTADT Bamberg ihre eigene „reingewaschene Sicht der Geschichte propagieren wollen“, die mit der Wahrheit leider nicht das Geringste zu tun hat. 

Sie belügen und betrügen damit Jahr für Jahr weiterhin Millionen von Touristen und gehören deshalb m.M.n. sofort entlassen.

Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher. Bertolt Brecht

Freitag, 31. Juli 2015

Wie ehrlich ist das denn ?

Am Sonntag wird nach 3jähriger Vorbereitungszeit endlich das Denkmal für die Bamberger Hexenopfer feierlich enthüllt … ich gratuliere in erster Linie dem Bürgerverein Mitte und ganz besonders Frau Sabine Sauer, denn nur durch ihr gemeinsames Engagement wurde dieser erste sichtbare Denkanstoß über die vertuschten Massenmorde in der Bamberger Kulturlandschaft etabliert. 
Die Rolle der Stadt Bamberg und einiger der selbsternannten Kulturträger erscheint mir da bei weitem fragwürdiger ... aber ich bin ja nur der Inseldepp, der die ALLWISSENDEN seit 2007 mit dem Thema nervt … 
Dummerweise gibt es eindeutige gedruckte Indizien, wie man von offizieller Stelle mit dem Andenken der etwa 1000 Märtyrer dieser Stadt umgeht.

Im Folgenden sehen Sie mehrere Scans aus dem mMn schlechtesten Pamphlet, das je über Bambergs Geschichte verfasst wurde. Das entsprechende Buch wurde gesponsert von der STADT BAMBERG, der STADTSPARKASSE BAMBERG und der OBERFRANKENSTIFTUNG und ist mMn eine Schande für die historischer Aufklärung.

Auf Seite 189 werden 129 Opfer namentlich aufgelistet.
Auf Seite 174 werden weitere 129 Opfernamen gelistet - allerdings hat da der Setzer schon geschlampt, denn 9 Namen sind Doubletten, weshalb also insgesamt nur 249 Opfernamen abgedruckt wurden.

Da es im Staatsarchiv aber 884 Akten und entsprechende Namen zu jeder Akte gibt, frage ich öffentlich: was soll das? Was ist mit den anderen 635 Opfern? Nicht erwähnenswert ? Nach welchen Kriterien wurden hier die OPFER SELEKTIERT ?
Ist der Oberfrankenstiftung während der Produktion das Geld ausgegangen?
Gab es einen Material-Engpass Ende 2013, so dass Papier und/oder Druckertinte knapp waren? Oder gab es einen Engpass im Hirn der Produzenten??

Übrigens - das Buch wurde auch mit Euren Steuergeldern finanziert...

Oder hat man in Wirklichkeit gemerkt, dass die Opfernamen bei dieser Schriftgröße noch für fünf weitere Seiten langten und das dann doch etwas "dramatisch" aussieht und man hat deshalb einfach so die Namen wahllos gelöscht. 

Das ist für mich kastrierte Erinnerungskultur, die sich nur kranke Menschen ausdenken können. 

Montag, 20. Juli 2015

Die Einladung zur Einweihung

Wenn Sie mal bitte kurz nach rechts auf dem Bildschirm sehen, erkennen Sie, dass dieser Blog bereits seit September 2007 existiert. Nach ca 8 Jahren ist jetzt wirklich der entscheidende Moment gekommen um ein wichtiges Datum zu feiern, denn bereits in wenigen Tagen wird in Bamberg offiziell ein Mahnmal für die Hexenopfer enthüllt werden. 

Am 2. August 2015 beginnt in Bambergs Geschichtsschreibung eine neue Zeitrechnung: Bürger, Schulklassen und Touristen werden erstmals sehen, dass hier ein Zeichen für die Aufklärung gesetzt wurde. Dank dem Bürgerverein Mitte, dessen Mitglieder ganz pragmatisch eine Rolle übernommen haben, die in einer UNESCO-WELTERBE-Stadt unter normalen Umständen das Kulturamt, das Welterbe-Office oder die Stadtführung übernommen haben müsste .. aber was ist in Bamberg schon normal? 

Als eine ganz besondere Ehre empfinde ich die Einladung des BVM, die mich vor wenigen Tagen erreicht hat.

Ich würde zu gerne kommen - ohne Frage.

Allerdings werde ich die Veranstaltung leider boykottieren. Nicht wegen dem Mahnmal und selbstverständlich schon gar nicht wegen dem absolut lobenswerten Engagement des Bürgervereins Mitte. 

Mein Verständnis von Respekt und ehrlichem Andenken wird von der Tatsache gestört, dass sich in Bamberg die Politiker, die sich bis dato weigern eine moralisch-ethische Rehabilitation auszusprechen, dann in Ihrem Sonntagsanzug vor den Kameras tummeln werden ... und das Grußwort sprechen. Im Namen der Opfer ist mir dieser Irrsinn n bisschen zu bigott.

37 Städte - unter anderem - Köln, Dortmund, Trier, Lutterstadt Wittenberg - hatten kein Problem diesen einfachen Schritt zu gehen. Bamberger Erinnerungskultur ist dagegen so rückständig, wie die Volksvertreter, die lieber die gesamte Bevölkerung pikieren, anstelle sich den Tatsachen zu stellen: Solange Bamberg nicht ebenfalls rehabilitiert und diesen unsäglichen Text abändert, wird die feierliche Enthüllung deshalb leider ohne mich stattfinden. 

1  1993 Winterberg / NRW, Stadt, kath. und ev. Kirche  6 Opfer
2  1996 Idstein / Hessen        1 Opfer
3  2002 Kammerstein, 2003 -       1 Opfer
4  2007 Eschwege / Hessen, Stadt und ev. Kirche   2 Opfer
5  2008 Fulda / Hessen               250 Opfer
6  2010 Hofheim a.T. / Hessen                11 Opfer
7  2011 Rüthen / NRW                 59 Opfer
8  2011 Hilchenbach / NRW                18 Opfer
9  2011 Hallenberg / NRW                 43 Opfer
10  2011 Sundern / NRW        1 Opfer
11  2011 Menden / NRW                 89 Opfer
12  2011 Werl / NRW                  73 Opfer
13  2011 Suhl / Thüringen                 72 Opfer
14  2012 Bad Homburg / Hessen                76 Opfer
15  2012 Detmold / NRW                 21 Opfer
16  2012 Lemgo / NRW               200 Opfer
17  2012 Rheinbach / NRW                    70 Opfer
18  2012 Köln / NRW                  33 Opfer
19  2012 Meiningen / Thüringen                86 Opfer
20  2012 Osnabrück / Niedersachsen             250 Opfer
21  2012 Büdingen / Hessen                        400 Opfer
22  2013 Soest / NRW                  67 Opfer
23  2013 Freudenberg / NRW            18 Opfer 
24  2013 Rehburg-Loccum / Niedersachen          33 Opfer
25  2013 Lutherstadt Wittenberg / Sachsen-Anhalt        21 Opfer
26  2013 Datteln / NRW           130 Opfer
27  2014 Horn-Bad Meinberg / NRW           47 Opfer
28  2014 Trier/ Rheinland-Pfalz.          400 Opfer
29  2014 Dortmund / NRW            25 Opfer
30  2014 Stadt Schleswig / SHS           38 Opfer
31  2015 Lippstadt / NRW            29 Opfer
32  2015 Blomberg / NRW              5 Opfer
33  2015 Wemding / Bayern            59 Opfer
34  2015 Rottweil / Baden-Württemberg        266 Opfer
35  2015 Gelnhausen / Hessen             52 Opfer
36  2015 Bad Laasphe / NRW           6 Opfer
37  2015 Balve / NRW   300 Opfer

Bamberg hätte übrigens auf Platz 6 dieser Liste stehen können ... aber trotz der Tatsache, dass das Mahnmal ja auch Jahre lang verhindert wurde, bin ich zuversichtlich, das es letztendlich noch eine Lösung geben wird, in der meine Heimatstadt hoffentlich nicht den letzten Platz auf dieser Liste belegen wird. 


Mittwoch, 27. Mai 2015

Das Hexenmahnmal von Bamberg und das Sankt-Florians-Prinzip



Im Anhang finden Sie ein PDF vom letzten Sitzungsprotokoll des Kultursenats der Stadt Bamberg (29. April 2015) mit dem hoffnungsvollen Namen: Rehabilitation der Opfer der "Hexenprozesse" im Hochstift Bamberg.

Falls Sie dieses Dokument noch nicht kennen, dann liegt das eventuell daran, dass es nirgendwo anders als bei uns präsentiert wird … keine Tageszeitung hat darüber berichtet (wie üblich bei diesem „unbequemen Thema“) und auch im WEB-Blog von Stadtrat Dieter Weinsheimer steht lediglich der Wortlaut der finalen Erklärung.

Schon nach dem ersten Satz dieses Beschlusses wird klar, das die Überschrift etwas zu euphorisch lautet, denn: „Der am 06. Februar 2013 gestellte Antrag für eine sozialethische, moralische Rehabilitierung der Opfer des „Hexenprozesse“ im Hochstift Bamberg wurde in der Sitzung des Kultursenats vom 09. Juli 2015 wegen der fehlenden juristischen Zuständigkeit der Stadt Bamberg abgelehnt und ist geschäftsordnungsmäßig erledigt.“

Trotzdem wird dann am 2. August 2015 ein offizielles Mahnmal für die ca. 1000 Hexenopfer eingeweiht werden - und genau hier frage ich mich: Mit welchem Klammerbeutel muss man gepudert worden sein, um diese beiden konträren Geisteshaltungen in einem einzigen Mahnmal zu manifestieren ?

Auf der einen Seite soll das Denkmal an das unsagbare Leiden der unschuldig verbrannten Opfer erinnern … auf der anderen Seite wird im gleichen Atemzug abgelehnt, diese Opfer auch moralisch-ethisch zu rehabilitieren … So wie das bis dato schon 34 andere Städte in Deutschland getan haben (komplette Liste im Anhang). 

Wahrscheinlich sind die Stadträte dieser 34 Städte allesamt „Balla-Balla“, denn im Umkehrschluss würde die Logik lehren, dass sonst die Bamberger Stadträte offensichtlich „auf der Brennsuppn dahergschwumma kumma“. Die Tatsache, dass man in Bamberg damals den kompletten Stadtrat, 5 Bürgermeister und den Kanzler mitsamt seiner kompletten Familie verbrannt hat ist europaweit ein einmaliges Verbrechen gewesen … irgendwie KRANK wenn ausgerechnet die Nachfolger im Amt dieser Opfer die brenzlige Vergangenheit verleugnen, oder?

Wie im Beschluss nachzulesen (PDF-Anhang) hatte der Bürgerverein Mitte einen eigenen Textentwurf zum Mahnmal erarbeitet, den ich, ohne Bedenken, sofort unterschreiben würde. 

Dann aber wurde dieser Text zwischen den drei unterschiedlichen Fach-Gremien mehrmals hin- und hergeschickt - „es wurde um jede Formulierung gerungen“, - doch bei diesem zähen Ringen haben sich einmal mehr die Kräfte durchgesetzt, die Jahrelang mit sturer Verbissenheit darum gekämpft haben, das Hexenthema komplett KALT ZU STELLEN und deshalb lautet der „neue ehrliche Text für das Mahnmal“ jetzt wie folgt … und diese Erklärung des Rates der Stadt soll nun zur Einweihung von OB Andreas Starke im Wortlaut verlesen werden - denn es wird die Inschrift am neuen Mahnmal.

Der Bamberger Stadtrat legt namens der Bürgerinnen und Bürger ein eindeutiges Bekenntnis zur Unschuld der Opfer des Hexenwahns ab.

Mit der grausamen „Hexenverfolgung“ wurde auf ihrem Höhepunkt im 17. Jahrhundert eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Hochstifts Bamberg geschrieben.

Nach den erhaltenen gut 800 Verhörprotokollen wurden bis zu 1.000 Frauen, Männer und Kinder der Hexerei beschuldigt, angeklagt, verhört, gefoltert und ermordet. Die Hinrichtungen wurden zunächst in Zeil, einer Exklave des geistlichen Fürstentums Bamberg, durchgeführt.

1627 wurde dann in Bamberg mit dem Malefizhaus ein eigenes Gebäude als Folterstätte und Hexengefängnis errichtet, das 1635 wieder abgetragen wurde.

Seit 180 Jahren sind diese grausamen Vorgänge Gegenstand der historischen Forschung und in der Erinnerung der Menschen. 

Die Geschichte der „Hexenverfolgungen“ zu erforschen und darzustellen, sie auch künftig im Bewusstsein der Menschen wachzuhalten, um Ausgrenzung, Entwürdigung und Fanatismus künftig zu vermeiden, ist eine Aufgabe, eine Verpflichtung unserer Zeit.


Grotesque Nummer 1:

Wie ist es zu erklären, dass Satz vier von sieben in dieser Erklärung lautet: Die Hinrichtungen wurden zunächst in Zeil, einer Exklave des geistlichen Fürstentums Bamberg, durchgeführt.

Bitte fragen Sie im Notfall Herrn Professor Dr. Dr. Knefelkamp oder lesen Sie es einfach in Wikipedia nach. Die Bamberger Massenmorde begannen bereits 1595 unter Fürstbischof Neidhardt von Thüngen - das ist unzweifelhaft historischer Fakt.

Dem ortsunkundigen Leser soll hier durch die Anwendung des Sankt-Florian-Prinzips der falsche Eindruck vermittelt werden, dass das „böse Zeil“ mit dem Hexenbrennen begonnen hat und das „arme Bamberg“ sozusagen nur in den Strudel der Verfolgung hineingerissen wurde. 

Aber selbst wenn man wirklich in Zeil mit dem Brennen begonnen hätte … dieser kleine Ort war nichts anderes als das „Vernichtungslager von Bamberg“: Die Anzeigen, die Anweisungen zur „Captura“, der Befehl zur Folter und ausnahmslos alle Urteile wurden ausnahmslos in Bamberg ausgefertigt, angeordnet und bezahlt (Besonders gerne mit dem konfiszierten Geld der verbrannten Opfer).

Insgesamt wurden in Zeil etwa 400 der ca. 1000 Opfer verbrannt. Der geschätzte Rest - also ca. 600 Scheiterhaufen - standen definitiv in Bamberg am Schönleinsplatz und an manchen Tagen wurden genau an diesem Ort bis zu 8 (acht) Menschen gleichzeitig öffentlich verbrannt (siehe 15. Juli 1628).

Es gehört eindeutig zum System der „Bamberger Vertuschung“ möglichst viel Verantwortung auf das kleine Zeil am Main abzuschieben, um damit von Bamberg und seinen katholischen Massenmördern abzulenken. Ironischerweise hat aber ausgerechnet Zeil aber 600.000 Euro für die Einrichtung eines Dokumentationszentrums ausgegeben, während das Bamberger Mahnmal von einem privaten Bürgerverein initiiert wurde. RESPEKT.

Auch während der städtischen Hexenwochen im Jahr 2012 wurden die absurdesten Vorträge selbst über Salem (Massachusetts) abgehalten, während man die Existenz und die Funktion des MALEFIZHAUSES gerade einmal mit ein paar Nebensätzen am Rand streifte.

Damit komme ich zur nächsten Grotesque in dieser Erklärung: Seit 180 Jahren sind diese grausamen Vorgänge Gegenstand der historischen Forschung und in der Erinnerung der Menschen.“

Wenn es wirklich so wäre, warum wurden denn dann eigentlich erst 2012 die „sensationell besuchten Hexenwochen“ abgehalten.

Wenn die grausamen Vorgänge wirklich seit 180 Jahren in der Erinnerung der Menschen wären - warum wusste dann bis zum Jahr 2008 „kein Schwein etwas davon?“ Warum hat in den ganzen 180 Jahren NIEMAND ein Buch oder irgendeine Publikation darüber verfasst? 

Ausserdem dürfte mittlerweile bekannt sein, dass die Bamberger Gerichtsbarkeit, in eben jenem 18 Jahrhundert, alle Hexen-Akten vernichten wollte … Dummerweise hatte ein geschichtsbewusster Bürger diese Akten aber entdeckt und den Rest davon aufgekauft. Sonst wären nämlich alle Beweise restlos verschwunden und wir wüssten gar nichts von dem damaligen Massenmord … passiert ist er deswegen trotzdem.

Fragen Sie doch einfach Herrn Oberbürgermeister Starke selbst, wann und wo er das erste Mal von dem geheimnisvollen Malefizhaus informiert wurde. 

Oder noch einfacher: Bei welcher Gelegenheit haben Sie - liebe/r Leser/in - das erste Mal von dem katholischen Haus des Horrors in der Franz-Ludwig-Strasse und dem 1000-fachen Massenmord gehört? 

Die ungeschminkte Wahrheit wurde erstmals im Jahr 2008 durch uns öffentlich gemacht, und die einzige Institution, die uns jemals geholfen und inspiriert hat, diese Justizmorde gegen alle Widerstände aus dem Erinnerungsschatten zu befreien, war die DEUTSCHE STIFTUNG DENKMALSSCHUTZ in Bonn.

In einem TV-Beitrag hat OB Starke im BR 2012 erklärt, dass man in Bamberg „ehrlich mit dem Thema umgehen würde“ … ich würde gerne wissen, wie er sich dann fühlen wird, wenn er am 2. August den oben aufgeführten Text in die Kameras und Mikrophone der internationalen Presse sprechen wird. 

Trotzdem gibt es in Bamberg noch immer genügend Menschen, die sich nicht von der rückständigen Haltung einiger Politiker abschrecken lassen: Der Bürgerverein Mitte hat mich sogar schriftlich zu dieser Zeremonie eingeladen: „Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie (als derjenige, der in Bamberg den Stein ins Rollen gebracht hat) zur Einweihung kommen würden.“

Ich weiss die aussergewöhnliche Ehre dieser Einladung wirklich sehr zu schätzen und bedanke mich auch von ganzem Herzen dafür, … aber wenn diese reaktionäre Erklärung des Stadtrates nicht abgeändert wird (wovon ich leider ausgehen muss) dann verzichte ich lieber … 

Das hat dann für mich auch nichts mit gelebter Erinnerungskultur zu tun und ich empfinde es als inakzeptable Schande für die verbrannten Opfer, die sich nicht gegen diese erneuten Reinwaschungsversuche von ein paar unseriösen Beamten wehren können.

Aber selbst wenn ich dann eben nicht nach Bamberg fahre … ein Kamerateam ist bereits gebucht und so werden Sie, als interessierter Leser, auf alle Fälle bei dieser einmaligen Zeremonie dabei sein. 

Versprochen!

————
Chronologische Liste aller Städte in Deutschland, die seit 1993 eine moralisch-ethische Rehabilitation der Opfer ausgesprochen haben. 

1 1993 Winterberg / NRW, Stadt, kath. und ev. Kirche 6 Opfer
2 1996 Idstein / Hessen 1 Opfer
3 2002 Kammerstein, 2003 - 1 Opfer
4 2007 Eschwege / Hessen, Stadt und ev. Kirche 2 Opfer
5 2008 Fulda / Hessen 250 Opfer
6 2010 Hofheim a.T. / Hessen 11 Opfer
7 2011 Rüthen / NRW 59 Opfer (169 ?? )
8 2011 Hilchenbach / NRW 18 Opfer
9 2011 Hallenberg / NRW 43 Opfer
10 2011 Sundern / NRW 1 Opfer
11 2011 Menden / NRW 89 Opfer
12 2011 Werl / NRW 73 Opfer
13 2011 Suhl / Thüringen 72 Opfer
14 2012 Bad Homburg / Hessen 76 Opfer
15 2012 Detmold / NRW 21 Opfer
16 2012 Lemgo / NRW 200 Opfer
17 2012 Rheinbach / NRW 70 Opfer
18 2012 Köln / NRW 33 Opfer
19 2012 Meiningen / Thüringen 86 Opfer
20 2012 Osnabrück / Niedersachsen 250 Opfer
21 2012 Büdingen / Hessen 400 Opfer
22 2013 Soest / NRW 67 Opfer
23 2013 Freudenberg / NRW 18 Opfer (oder 23 )
24 2013 Rehburg-Loccum / Niedersachen 33 Opfer
25 2013 Lutherstadt Wittenberg / Sachsen-Anhalt 21 Opfer
26 2013 Datteln / NRW 130 Opfer
27 2014 Horn-Bad Meinberg / NRW 47 Opfer
28 2014 Trier/ Rheinland-Pfalz. 400 Opfer
29 2014 Dortmund / NRW 25 Opfer
30 2014 Stadt Schleswig / SHS 38 Opfer
31 2015 Lippstadt / NRW 29 Opfer
32 2015 Blomberg / NRW 5 Opfer
33 2015 Wemding / Bayern  59 Opfer
34 2015 Rottweil / Baden-Württemberg  266 Opfer

Insgesamt 2885 Opfer geteilt durch 34 Städte  = 84,8 Opfer / Stadt 

In Bamberg wurde mit ca. 1000 Opfern der Durchschnitt ca. 11,8 mal übertroffen.

P.S.: Im folgenden Protokoll wird laufend das Datum verwechselt … das liegt nicht an mir, denn das PDF ist natürlich im Original aus dem Rathaus am Maxplatz - ob der Beschluss deswegen gleich komplett ungültig ist, kann Ihnen nur ein Verwaltungsfachmann erklären … Pfusch isses in jedem Fall:

Hier ist der Link zum Sitzungsprotokoll des Bamberger Kultursenats:


























Donnerstag, 26. März 2015

Zeit für eine kleine Anekdote

Immer wieder gerne fantasieren ein paar der Hardcore-Bamberger davon, dass seit 180 Jahren jedem interessierten Bürger jederzeit freier Zugang zu den Akten ermöglicht wird … 


Als ich im Jahr 2008 - nach telefonischer Voranmeldung - Einsicht in den historischen Aktenbestand der Staatsbibliothek Bamberg nehmen wollte, kam der Leiter dieser Institution wutschnaubend aus seinem Büro und redete in etwa 20 geschlagene Minuten auf mich ein: Der von ihm verwendete Tenor war eindeutig feindlich, denn er warf mir schon kurz nach der Begrüßung „ehrenrühriges Verhalten vor“, weil wir es gewagt hatten, den „Juniusbrief“ von einem professionellen Sprecher vertonen zu lassen und einen animierten Film dazu auf YOUTUBE einzustellen. 

Vollkommen aus dem Häuschen geriet dieser Mann dann aber wegen der vier Seiten Juniusbrief, den wir als Fotographien auf unserer Website www.malefiz-haus.de eingestellt hatten. Diese Fotos wurden in der Amtszeit seines Vorgängers in der Staatsbibliothek angefertigt und gehörten deshalb nicht zum Bestand der Bibliothek - es waren eindeutig Privataufnahmen - und selbstredend habe ich mich geweigert, seinem abstrusen Wunsch nachzukommen und habe die Daten auf unserer Website belassen. 

An die angeforderten Akten lies man mich auch erst dann, als ich damit drohte den zuständigen Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über die hiesige Art der Vertuschung zu informieren, denn schliesslich war ich nur aus einem Grund nach Bamberg gekommen: um im Namen der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSSCHUTZ einen Vortrag über das Malefizhaus abzuhalten. 

Jetzt können Sie gerne denken, dass es sich hierbei um einen bedauerlichen Einzelfall handeln könnte …

Dann konfrontiere ich Sie jetzt mit der Aussage des TV-Redakteurs Michael Wandt vom Bayerischen Fernsehen, der mir gerne erlaubt hat, seine Worte aus dem Jahr 2012 zu zitieren: „In 20 Jahren Recherche-Arbeit für den BR war es ihm noch niemals passiert, dass man ihm verboten hatte „gewisse historische Akten“ zu filmen - ausser in der Staatsbibliothek Bamberg“. Im konkreten Fall musste ein Ressortleiter des BR telefonisch auf die „Herausgabe der Akten“ bestehen … und man kann nur Danke sagen an den BR, denn gerade die erste Sendung zum Thema mit Pfarrer Hegeler war der sogenannte Durchbruch für die öffentliche Aufklärung in Bamberg. 

Doch es kommt noch besser, denn im Jahr 2013 habe ich in der alten Hofhaltung die Bestseller-Autorin Sabine Weigand kennen gelernt, anlässlich der Dreharbeiten zu „Die Seelen im Feuer“.

An einem der Orte in Bamberg, in denen man quasi „knietief“ im Blut der Opfer steht, entwickelte sich ein hochinteressantes Gespräch über das Buch und dessen aktuelle Verfilmung. Nicht wirklich überrascht war ich dann von ihrer persönlichen Episode mit besagtem Leiter der „Staatsbibi“: selbst der promovierten Historikerin Sabine Weigand wurde die Akteneinsicht bei ihrem ersten Besuch nachdrücklich verweigert. Autsch

Frau Weigand musste also unverrichteter Dinge wieder nach Nürnberg fahren - dort ihren Verlag anrufen, der dann wiederum das Kultusministerium in München einschaltete … und schon in paar Tage später durfte sie dann endlich an den einzigartigen Aktenbestand im Archiv. 

Unter Umständen verstehen Sie als Leser jetzt auch einen Satz im Buch von Frau Weigand erst richtig, den sie in der Beschreibung des männlichen Protagonisten verwendet hat: „Die Rückständigkeit Bambergs war ihm zuwider.“

Frau Weigand ist eine anerkannte Historikerin, die für ihre akribische Recherchen bekannt ist. Deshalb ist dieser Satz eindeutig zweideutig, denn mit dem Malefizhaus, seinen neuen Foltermethoden und dem Hexenofen in Zeil am Main war der Fuchs von Dornheim ein weit gereister Herrscher mit zwei akademischen Titeln, der alles andere als ein rückständiger Hinterwäldler war. Er hatte - ohne zu übertreiben - die modernsten Tötungsmaschinen Europas entwickeln lassen, die teilweise selbst nach heutigen Massstäben als „ökologische Installationen“ gepriesen werden würden, denn der Ofen wurde nur aus einem Grund erfunden und realisiert: um teures Brennholz zu sparen, denn eine Hexenleiche galt erst dann als komplett verbrannt, wenn nur noch Asche und Staub übrig blieben …

Insofern darf man die besagte Textpassage durchaus als unmissverständlichen Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren … dann verdankt der meist gelesene historische Bestsellerroman über Bamberg diese kleine Anekdote der Verbohrtheit eines fehlgeleiteten "Rumpelstilzchens" und genau wie das neue Hexenmahnmal handelt es sich hier um eine dauerhafte Qualifizierung und nicht um den „sprichwörtlichen Pickel am Arsch der Geschichte, der eines Tages ganz von alleine wieder verschwindet“… Nein - der Text bleibt für immer in diesem Buch und das Mahnmal für die ca. 1000 Opfer wird auch noch spätere Generationen zum Nachdenken anregen …

Da ist es schon fast nebensächlich, dass auch die Historikerin Birke Grieshammer bereits im Jahr 1985 am Zugang zu den Datensätzen gehindert wurde, denn damals war ja noch der Vorgänger des heutigen Bibliotheksleiters im Amt. 

Das es auch eindeutig weltoffener geht - sogar in Bamberg - beweisen eindrucksvoll andere öffentliche Beamte im Staatsarchiv und im Stadtarchiv, die sich nicht nur wirklich bemüht haben, sondern bei denen man sogar mich zu einem netten Gespräch inklusive Kaffee eingeladen hat …“


Dies ist ein Auszug aus einer neuen Publikation, die voraussichtlich ab Juli 2015 vorbestellt werden kann … Namen verrate ich noch nicht .. .:) 

Montag, 16. März 2015

"Eine Zensur findet in Bamberg nicht statt ... wir gehen ehrlich mit dem schwierigen Thema um."

Immer wieder bekomme ich Mails von Leuten, die es nicht glauben können, was sich in meiner kleinen Heimatstadt abspielt: Diese Menschen wollen wissen, wie sich das Projekt HEXENBRENNER-MUSEUM entwickelt hat … wann es los ging und vor allem: wie sich die aktuelle Situation nach dem ZDF-Themenabend (2. März) darstellt?

Der Einfachheit halber haben wir die gesamten „Events“ die sich während den letzten Jahren ereignet haben, in der folgenden Grafik aufgearbeitet.

Sollten wir ein Event „vergessen haben“ - dann sagen Sie uns bitte Bescheid - wir werden das dann kurzzeitig prüfen und gegebenenfalls ausbessern - bzw. erweitern.

Begonnen hat die „heisse Phase“ mit unserer Entdeckung des Kupferstiches aus dem Jahr 1628 -  das war im Mai 2005. Dann haben wir das Malefiz-Gebäude insgesamt 5 mal digital rekonstruiert und das Ergebnis im Oktober 2007 dem neugewählten Bürgermeister Andreas Starke persönlich vorgestellt. 

Seit dieser Zeit existiert bereits ein BLOG, der die gesamte Entwicklung des Projektes chronologisch begleitet. (malefiz.blogspot.com.es).

Wir stellen diese Daten deshalb zur Diskussion, weil wir öffentlich fragen, welche Daseinsberechtigung ein lokales Printmedium hat, dass zu den größten Verbrechen, die sich in dieser Stadt jemals ereignet haben, nicht einmal eine eigene Meinung hat.

Am 2. März 2015 war Bamberg eine sprichwörtliche Geisterstadt: Man hätte „den Asphalt von den Strassen stehlen können“, denn die gesamte Stadt war während der Ausstrahlung von Film und Doku eine sprichwörtliche „Geisterstadt“: Niemand war auf den Strassen zu sehen und selbst die meisten Kneipen waren menschenleer - ganz Bamberg hat diesen Themenabend regelrecht „aufgesaugt“.

Das lokale „Leitmedium“ hat erneut entschieden, keine eigene Meinung zu diesem Themenabend abzuliefern: dadurch werden Leserbriefe und eine weitere öffentliche Diskussion komplett ausgehebelt obwohl es in Bamberg nach dem ZDF-Themenabend tagelang nur noch EIN EINZIGES THEMA gab.

Die vielzitierte JOURNALISTISCHE SORGFALTSPFLICHT wird durch die Themenverweigerung des FT (und Radio Bamberg) massiv verletzt. Eine Standard-Vorankündigung abzudrucken langt definitiv nicht aus bei einem Thema, dass bis zum Jahr 2008 komplett in-existent war - sprich vertuscht wurde. 

Die Journalisten und die Chefetage, die diese Entscheidungen getroffen haben, sollten sich mMn in Grund und Boden schämen.


Die nachfolgenden Links führen Sie zu Film-Rezensionen anderer Medienunternehmen. 








Donnerstag, 5. März 2015

Mehr als 4000 Leser in 24 Stunden ... Wir danken Euch



Liebe Leser 

auch ich musste ja erst einmal die SEELEN IM FEUER „verdauen“ - ich habe das Buch ja schon 2008 als Vorabversion gelesen - und habe das vorhin mit einer Stunde „Kommentare-Lesen“ getan: Bis auch wenige Dauermeckerer (Billigfilm), christliche Hardliner und ein paar Hyper-Esotheriker (musste ausschalten - konnte das nervlich nicht verkraften) ist der generelle Duktus der Kritiken eindeutig extrem positiv und oftmals wird auch der aktuelle Vergleich gezogen mit ISIS und Nazis …  und genau das zeigt mir, das dieser Film wirklich bahnbrechend für die weitere, aktuelle Aufklärungskampagne sein wird.

Da ich selber schon an einigen Filmproduktionen mitgewirkt habe (zuletzt: EXODUS von Ridley Scott) glaube ich zu wissen, was man für kleine Budgets realisieren kann und deshalb beschwere ich mich keine Sekunde über das im Film dargestellte Malefizhaus - ein realistischerer Kulissen-Nachbau wäre wohl einfach zuu teuer gewesen - aber natürlich: es sah komplett anders aus, als dargestellt … 

Allerdings weiss ich aus eigener Erfahrung, dass man ja eigentlich doch genau wissen möchte, wie dieses Horror-Gefängnis in Wirklichkeit ausgesehen hat. Eines muss klar sein: als kirchlicher Neubau war das prunkvolle Sandsteingebäude nicht nur kostspielig verziert (mit Justizia über dem Portal und zwei Kapellen, etc.) und mit den modernsten Gerätschaften ausgestattet, sondern eben auch „brandneu“ - zumindest am Anfang - denn Johannes Junius wurde ja bereits 1628 eingekerkert und verbrannt. 

Wenn man jetzt die Handlungen des Films in unsere digitale Rekonstruktion „transferiert“, wird es mit Sicherheit NOCH SPANNENDER - die Enge, der Gestank, die Angst, die Dunkelheit - die zwangsweise Verabreichung von Weihwasser - etc. etc. das alles wird noch existenter, wenn man sich die Realität der wahren Folterkammer des Malefizhauses verdeutlicht. 

Noch bis zum Montag 9. März kann jederman den Film SEELEN IM FEUER  und die Dokumentation HEXENWAHN in der ZDF-MEDIATHEK finden. 

Eine weitere TV-Ausstrahlung findet dann am kommenden Sonntag Abend 21:55 Uhr- auf ZDF-NEO statt.

Und jetzt noch ein kleines Schmankerl für alle Leser des Romans SEELEN IM FEUER, denn die haben wahrscheinlich auch auf diesen Teil der authentischen Geschichte gewartet … das traurige Schicksal der 22-jährigen Dorothea Flock in einer kurzen 7 Minuten-Doku.



Alles weitere finden Sie auf HEXENBRENNER.com 

und was den Vorwurf der aktuellen Zensur betrifft … den dazugehörigen Post haben in den letzten 24 Stunden mehr als 4000 User gelesen ! - Wow - und danke dafür. 

Dienstag, 3. März 2015

Knietief im Blut


Autoren:        Sabine Weigand    /    Ralph Kloos      "Alte Hofhaltung 2013"


Kritik zum ZDF-Themenabend Hexenverfolgung in Bamberg mit der Romanverfilmung „SEELEN IM FEUER“ und der Dokumentation „HEXENWAHN“ am 2. März 2015. 

In Wirklichkeit war alles leider noch viel viel schlimmer …

Es liegt in der Natur unserer empathischen Gefühlswelt, dass wir echtes Mitleid mit den ca. 1000 unschuldigen Opfern fühlen, die damals einfach das Pech hatten, in die kranken Mühlen des christlichen Hexenwahns zu geraten. Da leistet die Romanverfilmung von Sabine Weigand ziemlich perfekte Arbeit, denn bis dato waren HEXEN wohl für die meisten Menschen eher mystische Fantasiefiguren aus der Feder der Gebrüder Grimm und Co.

Erst jetzt sahen viele Bamberger wohl auch zum ersten Mal und in epischem HD, welcher brutale Irrsinn sich wirklich im 17ten Jahrhundert innerhalb der Mauern unserer idyllischen Heimatstadt ereignet hat … 

Eine mir unbekannte Dame, die ich 2013 dort getroffen habe, sprach nach der Lektüre des Romans den Satz aus, der seit gestern Abend selbst den größten Fans dieser Stadt über die Lippen kommen könnte: Ich sehe Bamberg jetzt mit ganz anderen Augen. Nebenbei bemerkt ist der Roman von Frau Weigand noch einen ganzen Zacken besser als die aktuelle Verfilmung - aber das ist ja öfters der Fall - trotzdem hat mir der Film sehr gut gefallen.

Europaweit existierten zu jener Zeit die widerlichsten Auswüchse menschenverachtender Foltermethoden - doch die Bamberger Folterknechte legten noch ein paar eigene Perversitäten „oben drauf“. Eine ausführliche Demonstration dieser Methoden kann man wirklich keinem Zuschauer zumuten, denn „das Reissen der nackten Brüste mit glühenden Zangen“ (bis zu 15 Mal), das „Brennen mit der Schwefelfeder“ oder auch das Abbrennen des Haupthaares mit Alkohol sind mit Sicherheit zu abartig, um sie im TV zu zeigen. Trotzdem sind all diese schriftlich fest gehaltenen Brutalitäten in drei lokalen Archiven gesichert und somit genauso real, wie der berühmte Junius-Brief, den wir bereits im Jahr 2008 öffentlich auf unserer Website präsentiert haben.

Das ZDF hat mMn wirklich großen Mut bewiesen, dieses unbequeme und unschöne Thema zur Primetime zu senden, auch wenn es vor allem an der nachfolgenden Dokumentation einige Details zu berichtigen gibt.

Dennoch: „Seelen im Feuer“ lässt bei vielen Menschen definitiv die Frage aufkommen: Warum wurde dieser offensichtlich historische Stoff erst im Jahr 2013 verfilmt und warum wusste bis zum Jahr 2008 noch nicht einmal die Bamberger Bürgerschaft, was für ein einmaliger und abscheulicher Massenmord sich real in den Mauern ihrer wunderschönen Stadt abgespielt hat? Wie konnten diese abartigen Verbrechen so lange erfolgreich unter den Tisch gekehrt werden? Und wer ist dafür verantwortlich?

Dazu muss man wissen, das unser Team bereits im Jahr 2008 für die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz „in den Ring gestiegen ist“ und das Malefizhaus am „Tag des offenen Denkmals“ vor etwa 450 Besuchern präsentiert hatte.


Wir wurden im Vorfeld und nach dieser einmaligen Veranstaltung von der Stadt und der Presse mehrmals gemobbt, verleugnet, zensiert, belogen, belächelt, beleidigt und sogar mit der Polizei bedroht, weil wir es gewagt hatten, einen offenen Brief an den damaligen Chefredakteur der einzigen Tageszeitung zu schreiben …  und trotzdem haben wir bis heute niemals aufgegeben - denn es geht uns auch insbesondere um die Ehre und die moralisch-ethische Rehabilitation der unschuldigen Opfer, die man in Bamberg - sie werden es nicht glauben - bereits zwei Mal im Kultursenat abgeschmettert hat - Dafür werden im Welterbe frevelhaft-korrupte Bauvorhaben abgewickelt, bei denen - schwuppdiwupp - einfach einmal 12 (zwölf) laufende Meter der alten historischen Sandstein-Stadtmauer illegal und insgeheim abgetragen werden (Zentralsaal-Neubau) -  trotz UNESCO-WELT-KULTURERBE-STATUS. 

Erst im Jahr 2012 hat die Stadt Bamberg zumindest ansatzweise reagiert, aber was soll schon dabei herauskommen, wenn man eine Kommission aus "Spezialisten" einberuft, die jahrelang „Ihr Bestes“ gegeben haben, um die perversen Grausamkeiten so gut es eben ging, zu vertuschen? Die einzigartige Ikone des lokalen Hexenwahns war zweifellos der prunkvolle Neubau namens Malefizhaus (dazu gehört auch der Hexenofen in Zeil), denn das Phänomen der Verfolgung hatte ganz Europa wie ein unsichtbarer Virus verseucht … doch nur im Hochstift von Bamberg wurden die Hexen dermassen kreativ und stolz mit einer hochmodernen und nagelneuen Tötungsmaschine „abgearbeitet“.

Trotzdem war der ZDF-Thementag ein sehr erfreuliches Ereignis für mich, mein kleines Team und all die Menschen, die uns auf dem langen Weg aktiv seit 2008 begleitet, unterstützt und geholfen haben.

Wirklich ernst gemeinte Hilfe hat es in der „Bildungsstadt Bamberg“ für uns niemals gegeben … von keiner Institution … dafür hat man unsere konkreten Museumspläne in den Jahren 2011 und 2013 erfolgreich torpediert … 

In dieser Stadt kann jedes Problem gemeinsam weggesoffen werden - das klappt im „Schrein des Grauens“ einfach immer - da ist es auch egal, wenn gewisse Schlipsträger entgegen eigener Lippenbekenntnisse dreist und unverfroren ihre zahlenden Gäste belügen und damit jedes Jahr ca. 2 Millionen Touristen um die wichtigste Geschichte der Stadt Bamberg betrügen …

Zur Dokumentation HEXENWAHN hätte ich dann noch Folgendes anzumerken: 
Der 14jährige Hänschen Morhaubt wurde im Jahr 1627 verbrannt - bis zu diesem Zeitpunkt hatte man in Bamberg und Zeil bereits mehr als 500 Menschen „zur Seelenreinigung ins Feuer geschickt“. Die Verbrennungen fingen also auf keinen Fall mit seinem Tode an …
Die erste „Bamberger Hexe“ wurde bereits im Jahr 1595 vor Ort verbrannt (Margareta Böhmerin) - und nicht, wie behauptet, in Zeil. Insgesamt wurden in Zeil am Main etwa 400 - in Bamberg ca. 600 Hexen verbrannt. Zeil war quasi das „Vernichtungslager“ von Bamberg.
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Ganz so abhängig, wie dargestellt, war der Fuchs von Dornheim nicht von seinem Generalvikar Förner, denn bereits 10 Tage nach dessen Tod am 5. Dezember 1630, wurden in Bamberg und Zeil jeweils eine Hexe verbrannt.
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Es ist richtig, dass der kaiserliche RHR in Wien die Prozesse in Bamberg am Liebsten beenden wollte … Allein, dem Hexenbrenner Fuchs von Dornheim war das anscheinend ziemlich - verzeihen Sie mir die Wortwahl - scheissegal. Zuerst liess er einen Großteil der von Wien angeforderten Prozessakten einfach „neu schreiben“, was durch wissenschaftliche Tintenanalysen bestätigt werden konnte, und dann wusste er ganz genau, dass ihm „nichts Großartiges“ passieren konnte - schliesslich war Krieg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Länder und der Fuchs von Dornheim stellte dem kaiserlichen Heer jede Menge Truppen zur Verfügung. Die letzten 10 Insassen des Malefizhauses wurden dann auch erst am Tag vor dem Einmarsch der schwedischen Armee im Februar 1632 aus dem berüchtigten Hexengefängnis entlassen. Am selben Tag flüchtete der Hexenbischof über Forchheim nach Wien und Kärnten unter Mitnahme des gesamten Domschatzes.
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Die Opferzahlen, die Herr Professor Behringer seit Jahren publiziert, sind spätestens seit der kürzlichen Wiederentdeckung der „Flamersheimer Hexenprotokolle“ in den USA vor wenigen Monaten leider ziemlich „OUTDATET“ und damit FALSCH, denn seit diesem Fund spricht selbst die katholische Kirche in ihren eigenen Medien von mindestens 60.000 Opfern, die es alleine in Deutschland gegeben haben soll!
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Bei der Auswahl der präsentierten Opferschicksale habe ich auch so meine Probleme, denn selbst wenn die Episode der geschundenen Wirtin Barbara Schwarz wirklich dramatisch und einzigartig ist, so ist ihre Gewichtung im Vergleich zu dem Mord am höchsten deutschen Beamten - dem Kanzler Dr. Georg Haan - einfach nur marginal. Der Kanzler und seine gesamte Familie wurden allesamt und nacheinander in kurzer Zeit verbrannt und ihr Grundstück konfisziert. Damit war selbst für den letzten Bamberger Bürger ersichtlich, dass es nach diesem Justizmord keinerlei Grenzen mehr für die Hexenkommissare geben würde.
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Jetzt komme ich zum wirklich „heiklen Thema“ und ich habe erst mehrere Journalisten gefragt, ob ich dieses Problem evtl. etwas „zu eng sehe“ … aber man hat mich durchaus positiv bestärkt und so stelle ich ganz einfach folgende öffentliche Frage: Wie sehen es die Leser dieses Blogs, wenn es das ZDF, als eines der wichtigsten Deutschen Leitmedien, ablehnt (ich habe zweimal freundlich schriftlich interveniert) den Verbrennungsofen in Zeil am Main, der zweifelsfrei existiert und funktioniert hat, im Rahmen der gestern Abend gesendeten Dokumentation zu präsentieren? 
In jedem anderen Land der Welt würde ich nonchalant über diesen kleinen Fauxpas hinwegsehen … aber als Deutscher habe ich im Zusammenhang mit Verbrennungsöfen und Vernichtungslagern (nichts anderes passierte in Zeil) einen seltsamen Nachgeschmack, der mich irritiert hat und auf den ich meine Vertragspartner beim ZDF selbstverständlich schriftlich und mit Nachdruck im Vorfeld hingewiesen habe. Die aufgeführten Zitate zu diesem Ofen stammen von Rolf Hochhuth und Karlheinz Deschner; ich habe sie lediglich verwendet.

Eines noch: Nachdem jetzt klar sein sollte, was - zumindest im Ansatz - in diesen schrecklichen Zeiten im Namen Gottes in den Folterkammern der Inquisition passierte - stellen Sie sich doch einfach mal vor, Sie müssten sich unter folgenden imaginären Szenarien für Eines davon zwingend entscheiden: Sie wären dann wahlweise ein Gefangener von GESTAPO, ISIS, CIA oder der katholischen Inquisition und warten auf ihre bevorstehende Hinrichtung nach „Art des Hauses“ … 
Also ich wüsste zumindest ganz genau, „für was ich mich NICHT ENTSCHEIDEN WÜRDE … - was meinen Sie?“

Fazit: Im Frühsommer 2015 soll am Schloss Geyerswörth ein abstraktes Mahnmal für die Opfer des lokalen Hexenwahns aufgestellt werden .. und einige der Schlipsträger, die immer rigoros gegen eine lückenlose Aufklärung waren, werden sich dann garantiert im Scheinwerferlicht der Kameras räkeln und großspurig ihre Lügen zum Thema verzapfen … 
von wegen „hier wurde ja niemals etwas vertuscht“.

In der selbst ausgerufenen „Traumstadt der Deutschen“ übernachten jedes Jahr mindestens 500.000 Touristen. Wie viel Prozent hatten ihrer Meinung nach bis dato eine realistische Chance zu erfahren, was auf Bamberger Grund und Boden damals wirklich passierte ? Ich behaupte, wir reden hier von Promille-Werten und erst wenn sich dieser Zustand eines Tages ändert und an der Bamberger Autobahnausfahrt ein ähnliches Schild steht, wie seit zwei Jahren in Zeil am Main, erst dann ist die immer noch bestehende Vertuschung auch wirklich vorbei - und keine Minute früher.

Wir versprechen Ihnen, dass Sie nirgendwo mehr verifizierte Informationen über die damaligen Hexenverbrennungen finden werden, als im virtuellen Hexenbrenner-Museum oder in unseren Büchern… Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. 

Momentan ist dieses Angebot bereits in Deutsch und Englisch erhältlich … weitere Sprachen werden in Zukunft folgen.

PS.: Wie Sie in der rechten Leiste sehen, ist dieser Blog bereits seit 2007 aktiv ... Klicken Sie doch mal rein, wenn Sie die Entwicklung dieses Themas von Anfang an nachlesen möchten.